Oskar 1929-1944

1929
1929

Brief vom 23.5.1929 an Elisabeth:

Hin und her habe ich überlegt, ob ich nicht doch nach dort komme. Gern wäre ich ja zu meinem Maigerl gefahren, aber es geht doch nicht gut. Auf ein paar Tage ist die Fahrt, die ganze zwei Tage beansprucht, zu lange und längere Zeit möchte ich jetzt nicht ausbleiben. Ausserdem geht doch eine Menge Geld drauf; immer kostet mich eine Fahrt über hundert Mark, wenn ich mehrere Tage weg bin und ich mag noch so sehr sparen. So werde ich an Tante Ju schreiben, dass sie sich um dich annimmt und dass sie dich wenn möglich auch etwas ausführt, vielleicht zu Forster. Da fällt mir aber ein, dass ja Tante Ju in Kissingen ist. Ich sende dir 50M, was dir übrig bleibt von den Ausgaben kannst du verkaupen.

Nun mein liebes Kind, wünsche ich dir zu deiner Konfirmation alles Gute. Bleibe nur gesund und halte auf dich in jeder Hinsicht.....

Nun einige weitere Punkte. Wann kommen die Grosse!tern hierher? Haben sie in dieser Sache an mich geschrieben oder habe ich davon in einem Brief an dich gelesen? Ich finde keinen Schrieb mehr von den Grosseltern. Sie kommen wenn ich nicht irre Ende Juli. Nun hat sich mein Bruder Hans auch für diese Zeit angemeldet, es ist nämlich hier ein Studienfest. Weiterhin hat Mia angefragt, ob sie mit den beiden Säuglingen in dieser Zeit kommen kann und nun kommt das allerschönste: Wenn ich mich einigermaßen hinaussehe, dann möchte ich mit meinen beiden Säuglingen so am 18. oder 19. nach Königsberg mit dem Auto fahren. Dort bin ich von Mitscherlich zu einen Kongress eingeladen. [Prof. Mitscherlich entwickelt die Kulturgefäße für die Firma]

Die besondere Schwierigkeit liegt auch darin, wie wir das kleine Maigerl frei kriegen. Ich möchte zu gern 14 Tage mit dem Auto fahren, und zwar durch die Tschechei, durch Schlesien, ein Stück des neuen Polen nach Ostpreussen. Dort an der Ostseeküste über Danzig herunter und dann wieder nach Hause. Und damit wäre die Autofahrerei für heuer beendigt. Nun wirst du doch selber einsehen, dass dies nicht ohne unser kleines Maigerl geht. Wir möchten doch überall auch ein wenig Halt machen, damit man was sieht und unser Maigerl interessiert doch alles riesig.

Nun habe ich geglaubt, du müsstest erst nächstes Jahr dein Examen machen. Du schreibst aber so, als ob dieses schon vor der Türe stünde. Wie gesagt; die Autotour ist einstweilen noch ein Plan, von dem ich nicht weiss, ob daraus Ernst wird. Schreib mir recht bald, wie du meinst. Ohne dich möchte ich die Tour nicht machen.

Herrlich blüht alles zur Zeit auf dem Berg. Viel zu viel Blüten an den Bäumen. Schon lange war keine solche Blüte mehr. Wenn du nach hier gekommen wärest, hätte ich mich auch gefreut.

Sei herzlich gegrüsst von deinem dich liebenden Vater

Ich nehme an dass dein Konfirmationsgeschenk mittlerweile bei dir angekommen ist. Sylvester 1929 wurde mit einer Theatervorführung begangen.

Leni Ötzel ist das Mädchen am Tisch. Hinten an der Tür steht Kunz (der Fahrer).

1929 Sylvester (Elisabeth, Oskar, Werner, Kunz)
1929 Sylvester (Elisabeth, Oskar, Werner, Kunz)

Dreikönig 1930: stehend Werner, Oskar und Hans B. (ist 1928 nach der Ermordung seiner Mutter Babette in die Firma eingetreten) - vorn Brunhilde B. (Schwester von Hans), Leni Ötzel (nicht sicher),Elisabeth.

Die Bemalungen in der Sommervilla sind gut sichtbar.

1939 Dreikönig
1939 Dreikönig

Oskar hatte großes Interesse an der Botanik. Die Firma machte für Versuchsanstalten Kulturgefäße. Kulturgefäße dienten dazu unter definierten Zuständen Wachstums-Vergleiche zwischen verschiedenen Sorten durchzuführen. Nach den Professoren genannt, gab es Mitscherlich und Kick-Brauckmann Gefäße. Diese Gefäße benutzt er auch für seine Versuche. Dabei haben ihn Wasserkulturen besonders interessiert, also das Wachstum ohne Erde nur mit Wasser. Im Fotoalbum steht “Vaters Versuch über Wasserkulturen 1929”

1929 "Vaters Versuche mit Wasserkulturen"
1929 "Vaters Versuche mit Wasserkulturen"
1930 "Erdbeeranlage"
1930 "Erdbeeranlage"
1930 Ausflug nach Pittersberg zum Steine oder Versteinerungen suchen
1930 Ausflug nach Pittersberg zum Steine oder Versteinerungen suchen

Brief vom 13.12.1930 von Werner an Elisabeth:

Dass die Erna von einem Lausbuben mit einem Flobertgewehr in die Brust geschossen worden ist - natürlich aus Versehen - wirst du ja schon gehört haben.

Wikipedia: Das Geschoss besteht aus einem starken Schrotkorn oder einem kleinen Langgeschoss und kann nur auf nahe Entfernung kleinere Lebewesen töten. Flobert-Gewehre dienen oder dienten eher als Spielzeug für Jugendliche und als Übungs- oder Ausbildungswaffen, da sie keine militärische oder jagdliche Bedeutung haben.

Es ist schon einige Wochen her und den ersten Schrecken hat sie jetzt schon wieder überstanden. Die Kugel ist zufällig auf die Rippe gegangen, abgeprallt - das war ihr Glück, sonst hätte es dumm ausgehen können - steckt jetzt irgendwo im Fleisch. Ich weiß nicht, ob man sie ihr herausoperieren will, an ihrer Stelle würde ich sie stecken lassen. Die Kugel kapselt sich dann ein und der Fall ist wieder erledigt. ...

Ein fabelhaftes Motorrad, das selbe wie der Yules hat, ist mir für 900 Mark angeboten werden, fabrikneu, Zahlungsschwierigkeiten !! Ich wäre natürlich sofort für einen solchen Gelegenheitskauf gewesen, neu kostet es nämlich 1125 , aber Vater erklärt kein Geld zu haben. Mein Studium wird wohl nach so manchen Kampf auch deswegen kosten!

 

1931 Krako war eine kleine Krähe, die Oskar gefunden und aufgezogen hat. Dadurch war die Krähe mit Oskar sehr vertraut. Oskar konnte sie wohl rufen und dann ist sie gekommen. Krähen sind eher intelligente Vögel. Meiner Erinnerung nach konnte sich Oskar mit dem Krako auch etwas verständigen, oder der Krako hat Wörter gesprochen.

1931 Krako
1931 Krako

Weihnachten 1931 schenkt ihm Hans Baumann (*1903 +1963, seit 1928 ebenfalls Teilhaber in der Firma) eine Lupe mit einem Gedicht (versiegelt mit dem Baumann Löwen!).

Eine gewisse Ironie ist nicht zu überhören: “Manuskripte ohne Zahl” - Oskar schrieb mit Leidenschaft endlos lange Ausführungen zu den verschiedensten Themen. Aber scheinbar hat ihm dieses Gedicht, wenn es auch nicht zimperlich ist, doch gut gefallen, sonst wäre das Gedicht nicht mehr vorhanden. Die Lupe jedenfalls ist nicht mehr da!

Fern, in dustren Waldes Mitten / Liegt des alten Onkels Hütten.

Füchse bellen, Raben krächzen / Schaurig hohl die Bäume ächzen...

Wie des Doktor Faustes Pudel / Liegt im Ecke eine Nudel. (Nudel war Spitzname für den Boxer Astor)

Dieses Bündel, dieses runde / Ist der Klügste aller Hunde.

Und inmitten von dem Laden / Sitzt ein Mann beim Rätselraten,

Tief versunken in Folianten / Wissenschaftlich intressanten...

Blumen müssen ewig blühen / Wir zur Kalahari ziehen. (Anspiel auf sein Traktat “Deutschlands Rettung”)

Reifen solln die Sojabohnen, Menschen transportabel wohnen.(Versorgung durch Soja und Blockhaus!)

Selbst der alte Kuckurutz / wächst hier zum Trutz (Kukuruz ist Mais)

In des Ofens heisse Hölle / wandern Kochgeschirrgestelle / Automatisch ein und aus. ...

Gegen jedes Ungemach / schützt das emaillierte Dach

Alles Essen wird jetzt müssig, Birn und Äpfel werden flüssig,...

Die Kakteen, kleine, grosse / wachsen jetzt als Wasserrose. (das sind die Versuche mit den Wasserkulturen)

Wertvoll wird der Einkochkrug / Und zum Filme wird das Buch

Manuskripte ohne Zahl / Flattern in das Weltenall.

Armes deutsches Vaterland, siehst du nicht die starke Hand,

die allein dich noch kann retten / Aus der Henker schweren Ketten?

Hundert Jahre lebt zu früh / jedes bessere Genie.....


1932 Weihnachten
1932 Weihnachten

Brief vom 26.1.1934 von Oskar an Elisabeth:

Weihnachten ist ja ganz gut verlaufen, aber da unser Maigerl nicht da war, kam es zu keinem eigentlichen Fest. Ich hatte Werner geschrieben er solle an Weihnachten ins Gebirge zu lustigen Leuten fahren, statt zu seinem faden Kindsvater, aber das wollte er nicht. An Silvester ging er dann zu Johann, man müsste sagen zu Detens, und hat sich gut unterhalten. Ich habe mir den Weihnachtsbaum angezündet und habe in philosophischer, nicht unzufriedener Beschaulichkeit den Jahresschluss verlebt.

Die alte Priehäusserin wollte mich doch vor Weihnachten besuchen, bei welcher Nachricht mich beinahe der Schlag getroffen hätte. Nun wird sie eingeschnappt sein, weil ich gar nicht geschrieben habe, sie soll doch kommen. Es ist ein schrecklicher Gedanke, das Getrompete der Frau Samstag und Sonntag zu haben. Ich kann mich schon gar nicht dazu zwingen, an die P. zu schreiben.

Gesundheitlich geht es uns allen gut, die alte Brunhilde hatte vor Kurzem einen Gallensteinanfall, aber sie ist schon nieder in der Reihe. Schreibe aber nichts deswegen, denn sie will das glaube ich nicht gern bekannt gegeben haben. Die Brunhilde lebt falsch. Damit sie nicht dicker wird, isst sie nichts als ein Stück Fleisch, aber keine Kartoffeln etc. und das ist eine falsche Ernährung.

In der Fabrik geht es so mittelmässig. Es konnte besser sein, aber auch schlechter. Meine Tätigkeit befriedigt mich natürlich auch nur mittelmässig. Könnte auch besser sein und schlechter.

Der Bau meines kleinen Hauses geht nur sehr langsam vor sich, weil es eben eine Neukonstruktion ist. In solchen Fällen wird nicht viel mehr neu gebaut, als wieder weggerissen wird.

Vielleicht weißt Du nicht, dass ich eine homöopathische Kur mache.

[1796 gilt als Geburststunde der Homoöpathie mit dem Artikel Samuel Hahnemann: “..neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen ...” - also auch schon damals eine praktizierte Alternative]

Anfang hielt ich den Erfolg glänzend, nun aber bin ich nicht mehr so sehr davon begeistert. Für die Erni war die Kur (der hiesigen Homöopathin), die ja nicht allein aus solchen Mitteln besteht, sondern noch mit einer besonderen naturgemäßen Lebensweise und Ernährung verbunden ist, eine Wunderkur ersten Ranges. Erni hatte nach dem Urteile von Dörfler Nierenschwund, Da sie sonst noch verschiedene schwerste Leiden hatte, war sie eigentlich drei mal zum Tode verurteilt. Nun ist sie wieder gesund. Schreibe ihr mal, das freut sie sehr. Du kannst ungeniert betonen, dass Du abends sehr müde bist und das du sehr wenig Zeit hast....

 

Aus dem Fotoalbum 1934 “Schnappschüsse von einer lustigen Sylvesterfeier bei Hans und Deten”

von links: Heiner B?, Bruni B., Kurt B., Deten, Werner B., Hans B.

1934 "Sylvesterfeier bei Hans und Deten" von links: Heiner,  Bruni, Kurt, Deten, Werner, Hans.
1934 "Sylvesterfeier bei Hans und Deten" von links: Heiner, Bruni, Kurt, Deten, Werner, Hans.

21.3.1934 ein Propagandatag des dritten Reiches: Aktionstag zur “Arbeitsschlacht”. Wahrscheinlich hielt ein Parteimitglied eine Rede zur Arbeitsschlacht, zentral gesteuert durch die NSDAP.

1934 "Arbeitsschlacht"
1934 "Arbeitsschlacht"

Hintergrund aus dem Internet:

(www.dhm.de) 21. 3. 1934 Hitler ruft anläßlich einer Baustelleneröffnung der Reichsautobahn bei München vor 10.000 Anwesenden zur "Arbeitsschlacht" auf. Die verstärkte Nutzung von Begriffen aus dem militärischen Sprachgebrauch spiegelt die fortschreitende Militarisierung im NS-Staat.

Im Mai 1933 veröffentlichte der auto- und technikbegeisterte Adolf Hitler ein Programm zum Bau von Autobahnen, gemäß dem sich ein dichtes Netz von vierspurigen Autostraßen über Deutschland spannen sollte. Verschwiegen wurde, daß die detaillierten Pläne zum Autobahnbau aufgrund der Motorisierung in der Weimarer Republik im wesentlichen aus den zwanziger Jahren stammten. Das erste Autobahnteilstück Deutschlands war im August 1932 zwischen Köln und Bonn freigegeben worden. Im Herbst 1934 befanden sich rund 1.500 Autobahnkilometer im Bau. Der Autobahnbau, größtenteils finanziert durch die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung und unter der Verantwortung des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen Fritz Todt stehend, wurde als Beitrag zur Verringerung der Arbeitslosigkeit propagiert, doch dieses Ziel wurde nur bedingt erreicht. Die höchste Beschäftigungszahl gab es im Jahr 1936, als rund 120.000 Arbeiter an den Trassen eingesetzt waren. Auch die beteiligten Zulieferbetriebe brachten nicht den arbeitspolitischen Effekt, den die NS-Propaganda versprochen hatte. Ab 1935 wurden kleinere Autobahnteilstücke fertiggestellt, das erste im Mai von Frankfurt nach Darmstadt. Von den geplanten 6.900 km waren bis 1945 rund 3.800 km gebaut.

Im Internet ist ein Protokoll für die "Arbeitsschlacht" im Kreis Pirna aufgelistet.

Bericht des Arbeitsamtsdirektors über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen:

„Die Aufnahme der „Arbeitsschlacht“ im Bezirk Pirna. Am heutigen Vormittag fand im hiesigen Stadtverordnetensaal eine Sitzung statt, in der der Direktor des Arbeitsamtes Pirna, Dr. Siemers, vor den Bürgermeistern bzw. Gemeindevertretern aus dem Arbeitsamtsbezirk Pirna Ausführungen über den Beginn der Arbeitsschlacht im Bezirk Pirna machte. In seiner Einleitung betonte der Arbeitsamtsdirektor, daß zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit in Sachsen nur eine kurze Frist vorgesehen ist. Die Arbeitsschlacht werde, so führte er dann weiter aus, in Gemeinschaft mit der Kreisleitung der NSDAP, der SA, der SS, den Banken, kurzum mit allen Kreisen geführt werden, die an der Beseitigung der Arbeitslosigkeit interessiert sind. Vor allem soll mit dem Arbeitsamt und den Gemeinden eine Einheit gebildet werden. Der Begriff Arbeitsschlacht sei ein nationalsozialistischer, nationalsozialistisch müsse auch der Geist sein, der als Träger den Kampf durchflutet.

Jeder müsse seine ganze Kraft einsetzen, jeder müsse Vertrauen haben zu den Maßnahmen, die getroffen werden und sich selbstlos einstellen auf die Arbeitsschlacht. Auf jeden einzelnen müsse eingewirkt werden. Für Sachsen heiße die Schlacht gewinnen, wenn es schon gelingt, eine wesentliche Herabdrückung der Arbeitslosenzahl zu erreichen, und zwar nicht nur vorübergehend, sondern dauernd. Direktor Dr. Siemers gab dann die Richtlinien bekannt, nach denen die Schlacht in Angriff genommen und geführt werden soll. Es soll verhindert werden, daß Leute, die weniger bedürftig sind, in Arbeitsstellen eindringen. Wenn die Richtlinien, die jetzt gelten, schon früher herausgegeben worden wären, hätten wir in Sachsen etwa 700.000 Arbeitslose weniger gehabt. Als weitere Mittel führte er an Propagierung der 40-Stunden-Woche, Bekämpfung des Doppelverdienertums, Einstellung der sozial am bedürftigsten Familienväter und der nationalen Kämpfer, Bekämpfung der Pfusch- bzw. Schwarzarbeit. Letztere sollte mit allen Mitteln unterbunden werden, und er bat die Gemeindevertreter, ihm jeden Fall zu melden. Dr. Siemers sprach noch über die Organisation innerhalb des Arbeitsamtes und betonte, daß bereits über 1000 neue Arbeitsplätze frei gemacht worden seien, zum Teil durch Arbeitsstreckung, zum Teil durch Neueinstellung.

Brief vom 12.4.1934 von Oskar an Elisabeth:

Nun bist Du in Berlin in Deiner neuen Stellung. Also versetze Dich mal in meine Lage: Ich lasse gewiss meinen Kindern freie Wahl, aber man fragt mich doch:

"Wozu ist jetzt Ihre Tochter nach Berlin in diese Stellung!" - "ich weiss es nicht."

"Welcher Art ist diese Anstalt?" - "Ich weiss es nicht."

"Ist es eine staatliche oder städtische Anstalt?" - "Ich weiss es nicht."

"Welcher Art ist dort ihre Arbeit?" - "Ich weiss es nicht."

"Ist nun Ihre Tochter in der Säuglingsausbildung fertig?" - "Ich weiss es nicht." ...

Ich weiss über den Sinn Deiner neuen Stellung gar nichts. Ich nehme an, dass Du Deine Zeit gut ausfüllen willst, ich nehme dies an und nehme jenes an, wissen aber tue ich gar nichts. Du schreibst mir wohl Einzelheiten, aber einen Blick über das Ganze gibst Du mir nicht....

Hier ist nicht viel zu vermerken. Die Deten, des Johanns Frau ist krank, hat einen Abgang gehabt und hat, scheint es, Komplikationen, worüber man aber nichts erfährt. Johann lässt es ihr immer gut gehen, wenn man ihn fragt. Ich glaube, er würde sie am liebsten bei den Engelein im Himrnel wissen. Man kann nur vermuten, aber sie war vielleicht ein schon beschriebenes Blatt - mit einem Schlag ist die Ehe schon reif zur Scheidung gewesen.

In der Fabrik geht es so seinen Gang. Es geht besser als früher, aber in Ganzen genommen doch nicht befriedigend. ....

Mit dem Vater habe ich um Ostern herum einige Motorradfahrten unternommen, in die fränkische Schweiz auf die Kösseine ect. Wir hatten recht schönes Wetter und auch sonst gings gut. Bis auf das "Schnellfahren", d.s. 30 km/h , ist er mit meiner Fahrerei ja zufrieden....

 

Am 1.Mai 1934 heisst es: Verlesung einer Proklamation. Man sieht Oskar in der Mitte unter der Kaiserreichfahne. Sein Hitlergruss läßt zu wünschen übrig. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht zeigt es aber seine skeptische Haltung gegenüber den Nazi’s. Nachträglich sehen wir heute nur Hitlergegner, daher ist die Einschätzung schwierig. Mein Vater berichtete von häufigen Diskussionen mit ihm und daß er alles immer so negativ sah. Mein Vater war zu der Zeit Nazifreund (allerdings kein Parteimitglied).

1934 1.Mai Verlesung einer Proklamation
1934 1.Mai Verlesung einer Proklamation

Im Anschluß an die Proklamation ging es zum Maiumzug. Oskar in der Mitte ohne Hut, vorne in der ersten Reihe hinter dem Uniformierten geht Georg (Mitte) und Hans (rechts). Es scheint warm gewesen zu sehen, die Mäntel werden über dem Arm getragen.

1934
1934

Am 3. Mai 1934 in einen Brief an Elisabeth schreibt er :

“Nebenbei bemerkt wird wohl der alte Johann [Hans] seine Frau ihren Eltern wieder zurücksenden. Wenn ich mir dies so überdenke, dann bin ich ganz entsetzt, wenn ein Vater seine Tochter wieder zurückerhält und wenn er eine solche Begründung erhält... Es dürfte sich um das Vorleben der Frau handeln....

In der Fabrik geht es besser, leider sind die Preise gar nicht genügend von elektrischen Herden, die wir jetzt in rauhen Mengen emaillieren”.

“Werner war wieder sehr nett hier, er war über einen Monat hier. Ich bin ganz traurig gewesen, wie fort ist.

 

Anscheinend wurden damals auch elektrische Herde hergestellt. In den Katalogen finden sich keine Hinweise, vielleicht war es ein Zulieferteil an AEG.

 

Brief vom 15. Juni 1934 an die Kinder:

lm Geschäft geht es so schlecht und recht, zufriedenstellend immer noch nicht, Nun haben wir die AEG als grossen Kunden, allerdings als den nissigsten, den man sich vorstellen kann. Aber es knüpfen sich doch Hoffnungen daran.

Die Ehe des Johann [Hans] hat sich zum Riesenskandal entwickelt. Er will sich scheiden lassen. Ich spreche nicht mehr mit ihm, als sein muss. In meinen Augen ist er ein Mensch dem das Ehrgefühl vollkommen abgeht. Das ihm das Feingefühl auch fehlt, sei noch nebenbei bemerkt. Daran ändert nichts die Tatsache, dass die Deten keine Frau ist. Aber was sich der Hans leistet, ist Eduard Fentsch [Schwiegervater von Hans] der zweite in noch verbesserter Auflage. Eine Gemeinheit, wie ich sie noch nicht gehört habe, wie man sie kaum erzählen kann. Ich müsste einen langen Brief schreiben, wenn ich die Berge von Dreck beschreiben sollte und was sich sonst noch dazu begeben hat. Was da noch weiter heraus sich entwickeln wird, davon graut mir. Werner soll sich nicht mit Hans geschäftlich verheiraten. Auch der Brunhilde fehlt der Takt. Genug davon!

Vorgestern hätten die Bienen euern leibhaftigen Kindsvatern beinahe mausetot gestochen. Einmal schon früher, als ich auf eine tote Wespe mit blossem Fuss trat, wurde ich schon ohnmächtig. In der Zwischenzeit haben mich die Bienen schon oft gestochen, aber ich habe sehr wenig Schmerz dabei gespürt, und die Sache war nach einigen Minuten überhaupt kaum mehr zu sehen und noch weniger zu spüren. Aber vorgestern haben sie mich vernagelt, ich nehme an, dass es der Umstand war, dass sie verschiedentlich auch auf den Hals gestochen haben, dass ich nach 5 Minuten längs auf den Boden lag und eine halbe Stunde lang mit dem Tode rang. Der Schweiss meines Körpers war auf dem Boden zu sehen. Jede Rippe drückte mich, wie ein Eisenreifen. Ich war immer bei Bewustsein, aber meine einstige Ohnmacht war doch nicht zu vergleichen mit diesem Ringen nach Luft. Nach einer halben Stunde war aber die Sache ziemlich schnell wieder gut. Habe trotzdem jetzt die Konstruktion neuer Formen von Bienenkästen fortgesetzt. In den Gypskasten sind die Völker sehr gesund, im hohen Bau im Walde, dort wo sie mich vernagelt haben, sind so viele Bienen dass es eine Sehenswürdigkeit wäre. Diese Bienen im Walde werden wieder wild, wie die Wildbienen, und entwickeln sich zu wahren Bestien so dass das Wort des berühmten Dichters Schiegel gilt: Der Bin ist das grausamste Viech, was gibt.

Seit heute habe ich einen kleinen Säugling, in Gestalt eines Schlesierkindes. Ein sehr nettes Kind von zehn Jahren, erst wollte ich es den Meillers geben, aber es gefiel mir so gut, dass ich es selbst behalte. Auf acht Wochen. Nach Amberg sind hundert Kinder gekommen. Soweit ich orientiert bin kommen aus Schlesien tausend Kinder nach der Oberpfalz und von der Oberpfalz 1500 nach Schlesien. Finde die Sache sehr gut. Schon der Luftwechsel, ...

Ein kleines D K W Pfurzerl habe ich nun auch, Es macht mir bislang Freude und schleppt mich halt so von und zur Fabrik! Das ist für mich eine sehr angenehme Erleichterung. Es ist klein und es sieht so aus, wie wenn ein Reiter, den man auf einem Pferd gewohnt ist zu sehen, auf einem kleinen Esel oben sitzt. Hoffentlich geht alles gut mit ihm. Billiger Betrieb.

An Pfingsten habe ich eine Tour nach Furt i W. gemacht. Ich musste mal fort. Ursprünglich hatte ich vor, die alten Priehäusers einzuladen aber meine Nerven verlangten nach fort und Alleinsein. Die anderthalb Tage in Furt waren wunderbar. Allerdings war ich vom Abstieg vom Hohenbogen so erschossen, dass ich beinahe nicht mehr gehen konnte. Es waren in beiden Schenkeln nur der Reitmuskel, der überanstrengt war. Dazu war es im Zugabteil mit den Naturburschen so windig, dass ich mich erkältet habe und nachts ausserdem noch schwer an Rheuma litt. Mit der Kneippkur habe ich auch hier begonnen. Es half aber nichts, eher bekam ich von der Wasserpantscherei mehr Rheuma. Bei der alten Funkin ist nämlich ein Kneippbad. Gesund ist die Kneipperei sicherlich sonst.

Es herrscht eine solche Trockenheit, dass wohl das Obst abfallen wird, soweit wir es nicht durch künstliche Spritzerei halten können. Die Erdbeeren hätten schön angesetzt und nun kommt mein altes Deckelfeld in der Erdbeeren zur Wirkung, da die Austrocknung durch die Emaildeckel verhindert wird.

Der Radio ist mir ein Rätsel. Die rechte Spule müsste alle drei Minuten etwas bewegt werden, damit die Kracherei wieder vergeht. Was ich alles da schon versucht habe, diesen offenbar durch einen Reibungskontakt entstehenden Widerstand zu beseitigen! Ich weiss nicht wie man die Welle herausnimmt aus dieser Spulenführung. Das kann mir der alte Poi. auf einer Karte mitteilen.

Um nochmals auf mein Motorrad zurückzukommen. Es ist so ungeheuer prakt. ein leichtes Motorrad zu besitzen, dass ich es gar nicht verstehen kann, wie sich ein vernünftiger Mensch solch einen schweren Kasten antun mg, wie es diese grossen Motorräder sind.

Nun kommt ein grosses Kapitel, unser Verecker [Hund]. Er stand bereits mit drei Füssen schon in der Wasenmeisterei [Tierkörperverwertung]. ich habe doch noch gezögert. Er hustete plötzlich, was sich im Laufe der Tage immer mehr steigerte, so dass man meinte, so eine Art Luftpumpe, wie sie die Eisenhütte hat, arbeitet im Garten. Die Schlesingerin behauptete, dass er auch nicht mehr fresse und dass er schon sehr eingefallen sei. Ein Kehlkopfkrebs konnte man meinen, müsste das Wenigste sein, was ihm fehlt. Da er aber seine Husterei bedeutend erhöhte, wenn jemand in der Nähe war und ich im Übrigen doch weiss, wie wehleidig dieser Verecker ist, so hielt ich sein Leiden nicht so schlimm. Die Schl. meinte, der Tierarzt hat keinen Zweck mehr. Der konstatierte aber nur hohes Alter. Im Übrigen gab er eine teure Medizin. Die Organe seien gesund. So lange der Hund immer noch Leute findet, die ihn bemitleiden, wird er viel husten. Es fehlt ihm weiter nichts, als ein Rachenkatarrh, was man bei alten Hunden oft findet. Aber er wird wirklich alt und ein Ersatz wird wohl allmählich nötig. Als er vom Arzt heimging, unterliess er das Husten, weil er offenbar fürchtet, es geht zum Schinder [Abdecker].

Fabelhaft haben heute die Kakteen geblüht, 65 Blüten der dicken Kakteen einmal gleichzeitig. dann ein zweites Mal fast eben so viel. Abends war ein feiner Gestank im Glashaus, der sich in der Frühe in einen feinen Duft umwandelte. Ich habe nicht mehr das alte Interesse für die Kakteen, wie dies auf der ganzen Welt ja zurückgeht. Eine böse Lehre gab mir dieser vergangene Winter, der meine Freikübelkulturen größtenteils ruinierte. Es erfroren die Wurzeln. Einst habe ich untersucht, ob man die Kübel in den Boden lassen müsse und gefunden, dass es nicht nötig sei. Nun aber hat doch ein Winter anders reagiert. Hängt vom Saftrückgang ab.

Exkurs zum DKW-Pfurzerl, wahrscheinlich eine RT 100 (nach wikipedia):
Die DKW RT 100 ist ein Leichtkraftrad von DKW. Das Motorrad wurde 1934 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und bis Produktionsende über 70.000 mal hergestellt.„Vater“ des Motorrades war der DKW-Chefkonstrukteur Hermann Weber. Das Motorrad war auch unter den von der Motorleistung abgeleiteten Namen RT 2 ½ PS und RT 3 PS bekannt. Ungewöhnlich für ein Kraftrad in dieser Hubraumklasse sind der Kickstarter, die Dreigangschaltung sowie das Fehlen der damals üblichen Pedale. Die Maschine wirkte wie ein „echtes“ Motorrad und kostete 345 Reichsmark. Die DKW RT 100 war das meistverkaufte DKW-Motorrad in den 1930er-Jahren.

1934 Oskar im Büro im 1.Stock
1934 Oskar im Büro im 1.Stock

Das Hauptbüro wurde nachträglich an das Verwaltungsgebäude Richtung Eisenbahn angebaut und war die Schaltzentrale der Firma. Am Morgen haben sich die Teilhaber im Hauptbüro getroffen um die Post zu öffnen und gemeinsam zu besprechen. Anschließend begann der Arbeitstag.

So sah das Hauptbüro 1953 aus. An dem Schreibtisch kann man zu viert sitzen, da die Tischplatte an den Längsseiten verlängert wurde. Unten an der Tischplatte war eine Glocke für das Vorzimmer, damit konnte man dann jemand hereinholen. An den Wänden oberhalb der Holzvertäfelung waren vergrößerte Fotos von allen bisherigen Geschäftsführern. 1980 sah es immer noch so aus, also hat es 1940 wahrscheinlich auch schon so ausgesehen, die Möbel kamen eher vor dieser Zeit ....

1953 Hauptbüro
1953 Hauptbüro
1940 Oskar im Hauptbüro
1940 Oskar im Hauptbüro

Ein berufliche Anweisung für das Personalbüro ist vorhanden. Die im Personalbüro gesammelten Unterlagen der Angestellten und Vorarbeiter, soll den Firmenchefs ein objektives Urteil erlauben, unabhängig von der Meinung der Vorgesetzten. “Zeugnisse für .. Gefolgschafter werden inhaltlich durch den Betriebsleiter angegeben”.

Gefolgschafter ist ein Nazi-Begriff für Betriebsbeschäftigte. Internet Uni Bochum: Den Arbeitsrechtswissenschaftlern jener Zeit genügte die Behandlung des AOG als rein betriebsverfassungsrechtliches Gesetz nicht. Sie betrachteten es vielmehr als “Grundgesetz der Arbeit”. So wurden die dominierenden Begriffe des AOG wie “Betriebsgemeinschaft”, “soziale Ehre” und “Treue und Fürsorge” von der Literatur zu zentralen Begriffen und Wertmaßstäben des Arbeitsrechts erhoben. Vor allem Siebert forderte zur Bekämpfung der Vertragslehre des BGB auf. Sein Ziel war es, das Nebeneinander zwischen Arbeitsvertrag und Betriebszugehörigkeit aufzuheben. Um dies verwirklichen zu können, wollte er den Arbeitsvertrag mit Hilfe des Treuegedanken neu strukturieren. Dietz ersetzte den Dualismus von Arbeitsvertrag und Betriebszugehörigkeit durch das “Gemeinschaftsverhältnis”. Dieses allein sei für alle Rechtsfolgen aus der Betriebszugehörigkeit verantwortlich.

Durch derartige Bestrebungen wurde der Arbeitsvertrag aus dem System des BGB gelöst. Die Arbeitsaufnahme in einem Betrieb bedeutete für den `Gefolgschafter', daß er in eine Betriebsgemeinschaft eingegliedert wurde. Diese stellte eine körperschaftsähnliche Ordnung dar, deren Wirkungen insgesamt auf der beiderseitigen Treuepflicht beruhten. Die Ausgliederung aus der Betriebsgemeinschaft ersetzte die Kündigung.

Mit der immer stärkeren Betonung des Gemeinschaftsdenkens trat die Charakterisierung des Arbeitsvertrages als schuldrechtliches Austauschverhältnis in den Hintergrund. Das Arbeitsverhältnis wurde ausschließlich nur noch als ein durch gegenseitige Treuepflichten bestimmtes Rechtsverhältnis angesehen: Die Treuepflicht sei die eigentliche, die primäre Pflicht. Alle anderen Pflichten würden aus ihr entspringen oder seien eigentlich schon in ihr enthalten, seien Erscheinungsformen der Treuepflicht.

 

Brief vom 11.11.1935 an die Kinder:

Es kommt mir vor wie auf stürmischer See in einem kleinem Schiff. Mal geht es in die Höhe, dann wieder gleich, ins Weilental, man sieht auch wie zur Abwechslung mal Leute an die Klippen fliegen, es ist eine Lust zu leben.

Es waren schwere Tage wieder gewesen. Lippold hat meine Meinung, dass die Staatsbank doch den Kredit erhöhen kann, dies als vollkommen ausgeschlossen erklärt. Er besprach wieder und wieder die Zahlungseinstellung. Also gingen wir endlich zur Bank, nachdem die Auseinandersetzung mit Sehmer es ermöglichte. Wir haben beim Dieminger darauf hinweisen können, dass unser Umsatz gewaltig gestiegen ist und dass wir wohl jetzt ohne Verlust werden arbeiten können. Es kamen verschiedene Momente günstig, einmal dass die Bank zur Zeit Geld übrig hat, dann aber der Umstand, dass nicht nur in unserer Branche die Geschäftsleute kein Lager sich mehr halten, und sofortige Lieferung vom Fabrikanten verlangen, dass man also sein Lager vergrössern rnuss und dass man dazu Geld braucht. Dieminger war günstig gestimmt und wir haben darauf hingewiesen, dass nunmehr die hypothekarische Sicherheit für die Bank in viel klarerer Form vorliegt, als bislang. Also hat er unseren Kredit bedeutend zu erhöhen zu beantragen versprochen. Es blieb jetzt die Sorge, dass es nicht genehmigt wird. Nun kam endlich die Genehmigung. Schon hatten die Steuerämter uns die Hölle heiss gemacht, dass sie nunmehr nicht mehr länger warten. Es handelt sich ja um riesige Steuerschulden, die wir haben. Also mal die Woge aufwärts. Man hatte wieder fröhlicher in die Welt geschaut. Aber schon kam es anders. Wir heben mit Lumophon uns in grosse Geschäfte eingelassen.

Internet: Am 24.11.19 gründet Hans Bruckner in Nürnberg einen Betrieb zur Herstellung von Fernsprechapparaten. Vorher hat er fünf Jahre das Entwicklungslabor von TeKaDe geleitet. Wegen eines grösseren Auftrages der Reichspostabteilung München sucht sich Bruckner als Partner Karl Stark, einen TeKaDe-Werksmeister, wodurch am 24.2.20 die Firma Bruckner & Stark, Fernsprechapparatefabrik entsteht.

1923 beschäftigt Bruckner & Stark 15 Personen. Karl Stark beginnt, den Detektor 2C zu fabrizieren. Anfang 1924 bezieht die ca. 70 Mitarbeiter umfassende Firma eine neu gebaute Betriebsstätte im Osten von Nürnberg (Gleishammer); bis 1928 sind es 240 bis 280 Arbeitsplätze. 1929 firmiert unter Lumophon-Werke Nürnberg. Die Geräte sind nun nur noch mit Lumophon bezeichnet. Das Kunstwort bedeutet «Licht und Ton». Die Belegschaft erhöht sich wegen dem sehr erfolgreichen Modell «Gloria» sprunghaft auf nahezu 800 Mitarbeiter, bei einem Stammpersonal von über 200 Personen. Lumophon verkauft 1929 400'000 Geräte und exportiert nach zahlreichen Ländern Europas, nach Ägypten, Argentinien, Brasilien, Chile, China und Japan. Lumophon gehört 1933 mit 5,8% Marktanteil [503] zu den grossen Radiowerken und liegt dann an sechster Stelle. Der Erfolg hält über die 30er Jahre an, doch gerät die Firma Ende 1935 in Zahlungsschwierigkeiten, die Karl Stark durch Rückgriff auf das Familienvermögen und Vergleich beheben kann. Ein Grund zu den Problemen ist wohl in der Produktion von Kühlschränken zu suchen, die Lumophon kurz zuvor aufgenommen hat..

Am 28./29.8.42 vernichtet ein Luftangriff 60% der Betriebsstätten. Wegen Vorwürfen an die Nationalsozialisten muss Hans Bruckner 1943 seinen Betrieb verlassen und ihn abgeben.1950 kann Lumophon in der Saison gegen 2000 Mitarbeiter beschäftigen und fabriziert auch Grosskühlschränke für das Gewerbe. Der Sohn, Werner Stark, verkauft aus unbekannten Gründen die Firma. Am 16.5.51 übernimmt Grundig nach 14 Tagen Verhandlung die drei bestehenden Betriebsstätten für 1,7 Mio. DM.

Die Firma ist nun pleite und wir hängen mit schönen Summen. Mir war ein paar Tage alles wie in einem Nebel. Obwohl gerade ich derjenige war, der nicht so hoch traute und nochmals die Sprache darauf brachte, dass solch hohen Kredit man nicht geben solle, war ich doch ganz erschossen. Es geht jetzt noch fast an die dreißig Tausend. Wie viel bei der Verteilung rauskommt, müssen wir erst sehen. Der sonst so korrekte Kretzmann hat sich ausgerechnet bei Lumophon verschrieben und die Zahlungsfrist noch länger gesetzt, als sie an sich schon war und das wurde für uns ein schwerer Nachteil. Denn unsere Abschlüsse geschahen schon im Frühjahr. Was mich so deprimiert hat, waren die sehr guten Auskünfte seinerzeit. Wenn man nach solchen keine Geschäfte mehr machon kann, dann ist man am Ende seiner Weisheit. Wenn es heisst, dass sich die Firma immer mehr vergrössert und alles mögliche andere, dann wundert es nat. nicht, wenn die Mittel bei ihr festgelegt sind und sie ein langes Ziel beanspruchen müssen. Und man sieht immer grössere Geschäfte in Kühlkästen bei ihnen für die Zukunft. Da kommt dieser Krach in der Radioindustrie, der auch Seibt mltgenommen hat.

Internet: Seibt ist auch Radio Hersteller. 1910 Gründung in Berlin. 1923 erste Radios. 1929 Umsatz 16Mio RM. 1931 Umwandlung in AG. 1934 Vergleich und Dr.Seibt stirbt. 1949 Liquidation.

...Vor ein paar Wochen war ich bei einer schrecklichen Schlaflosigkeit angelangt. Da ein sehr schöner Tag war und da an dem folgenden mein heil. Geburtstag war, ich aber den Glückwünschen ausreissen wollte, bin ich kurzer Hand nach Lam gefahren ... In Lam war es sehr schön. Ich war der einzige Kurgast im Nest und wurde gewürdigt in fast rührender Weise. Nach drei Tagen setzte aber ein Regen ein und ich verschwand wieder, wie ich gekommen. Nun aber geht es mir eigentlich immer besser. Ich nehme nachts im Sohaukelbad, das ich ins Klapperzimmer genommen habe, ganz kurze Halbbäder und dies scheint sehr gut zu sein. Denn es waren Wochen, wo ich jeden Tag Atophan nehmen musste.

google: Das gegen Gicht in großem Umfang gebräuchliche Atophan, als ... 1 Monat hindurch täglich 2-3 Tabletten Atophan, im ganzen 60 Stück. ...

Nun ist wieder ein Zeitlang Ruhe damit....

Ein Marder hat unsere Hühner erbissen. Ich esse Hühner und Hühner, wundert Euch nicht, wenn ich eine Habichtsnase bekomme. In die Falle ging eine Fasanenhenne, aber auch einen schönen Marder haben wir erwischt.

Der Johann ist wieder vom Militär weg und ist jetzt auf der Geschäftsreise für die Firma.

Die Herrichtung der untern Villa für den Baurat ist eine laufende Rechnung. Nachdem ich. nochmals die Reinigung bezahlt habe, bekomme ich nun die Mitteilung, dass zu guter Letzt noch zwei Fenster draufgegangen sind. Genau acht Wochen nach der Hochzeit kommt die Frau des Baurates nun auch her zu ihrem Mann. Dass muss eine stürmische Liebe sein. Ein Teil der Wohnung ist schon lange fertig.

Den alten Heiner, den Überheiner, hat man von seinem Posten abgesetzt. Die alte Bruni aber stützt und derniert ihn. Man erfährt nicht, warum er abgesetzt wurde.

Die alte Leni habe ich schon mehrere Male mit ins Kino genommen. Sie ist eigentlich ein armes Ding. Nun soll sie gar noch für ihre Schwester sparen, damit die eine Ausstattung bekommt Vielleicht hält sie die Lehrzeit nicht aus sondern klappt zusammen, sie ist unterernährt, nach meiner Ansicht, obwohl man dies ihr nicht eigentlich ansieht.

Georg hat an die Elsa Sehmer einen netten Brief geschrieben, als sie Teilhaberin der Firma wieder wurde. Else hat darauf nicht reagiert, sondern sie gehen mit alter Rücksichtslosigkeit gegen die Firma vor, wenn sie eine Forderung haben. Georg ärgert sich aber seinen Brief.....

Ich baue mir eine Armstreckmaschine, die später mal zur allgemeinen Gymnastik dienen soll.

 

Von 1936 existiert ein Einheitswertbescheid für die Privaten Grundstücke. 27.200 RM als Einheitswert erscheint eigentlich nicht viel.

 

1936 war schwierig für die Firma. Er schreibt: “Das Geschäft macht mir viel Sorge, sonst gefällt mir das Leben auch nicht. Man muß es eben nehmen wie es kommt”.

 

1936 promoviert Werner

1936 Promotion Werner
1936 Promotion Werner

Fotos zu Wanderungen gibt es häufig. Die Fotos kommen vom Sohn Werner. Wenn Werner nach hause kam machten sie wahrscheinlich zusammen Ausflüge.

1936 nach Alexanderbad:

Im Fichtelgebirge ... liegt fast versteckt im Urgestein das Heilbad Bad Alexanderbad. Das fürstliche Kleinod wurde einst vom Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, Alexander von Brandenburg, gegründet. Der Graf aus der fränkischen Linie der Hohenzollern ließ für die 1734 entdeckte Heilquelle nicht nur ein Badehaus - später zum Schloss umfunktioniert - errichten. Mit gewundenen Spazierwegen und blühenden Alleen schuf er die Voraussetzungen als Treffpunkt der oberen Zehntausend. Allen voran das preußische Königspaar, gab sich der Hochadel hier im 18. und 19. Jahrhundert ein Stelldichein.

1936 Alexanderbad
1936 Alexanderbad

1937 Auerbach

Industriemuseum Theuern: Die Eisenerzvorkommen im Raum Amberg Sulzbach-Auerbach bildeten die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufstieg der Region zu einem europäischen Eisenzentrum im Mittelalter.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgte der von mehreren Faktoren ausgelöste Niedergang des Oberpfälzer Montanwesens. Erst mit der Gründung der „Eisenwerk Gesellschaft Maximilianshütte" im Jahr 1853 erlebte die Region einen erneuten Aufschwung:

Die große Nachfrage nach Eisen für Schienen zum Eisenbahnbau bewirkte in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine landesweite Suche und Erschließung ergiebiger Erzvorräte.

1878 wurde für die Kokshochöfen der „Maxhütte" in Rosenberg (deren erster Ofen 1864 angeblasen wurde) im Auerbacher Revier eine neue Erzbasis gefunden. In dem südlich von Auerbach gelegenen Grubenfeld „Nitzlbuch" begannen 1904 die Abteufarbeiten für die Schächte „Maffei l" und „Maffei lI". Der Abbau des Erzes begann 1906 und dauerte bis 1978. In dieser Zeit wurden ca. 16 Millionen Tonnen Erz gefördert.

1937 Auersbach
1937 Auersbach

1937 Ist Oskar schwer erkrankt. Ein Brief vom 26.2.1937:

Gott sei's geklagt, ich liege im Bett und die alte Bockin muss mich wie einen kleinen Affensäugling pflegen. Was sie in höchst annerkennenster Weise tut. Ihre eigenen Säuglinge hat sie verlassen und die Nachbarschaft regt sich auf, da sie Tag und Nacht vor Hunger heulen. ...

Meine Grippe hat mir die ersten Tage ordentlich zugesetzt an zwei Abenden hatte ich 40 Grad Fieber. So eine Art von einer kleinen Lungenentzündung hat das Kraut gar fett gemacht. Es geht besser, auch lege ich mir langsam eine Engelsgeduld bei!

Es wäre verschiedenes noch aus den vergangenen Wochen zu erzählen, aber es handelt sich um unangenehme Sachen ... Es gibt dafür ein Wort, das es nicht gibt, und das ausserdem sehr unanständig ist.

Nach einer neuen Jungfrau von Orleans [gemeint ist eine neue Haushaltshilfe] habe ich mich bereits wieder umgesehen. Ich habe wieder im Fränkischen Kurier inseriert. Diesmal sind aber nur wenige Angebote eingelaufen. Eines darunter war sehr ansprechend, ich habe die betreffende Jungfrau von Nürnberg gebeten, sich hier vorzustellen. Gestern war sie hier, und hat eigentlich keinen schlechten Eindruck gemacht Aber erstens verlangte sie 50 Mark monatlich netto und dann hat sie erst zum ersten April eintreten können. Nachdem ich nun glücklich bei meinen Damen den Lohn auf 40 Mark herunter geschraubt habe, was bei der geringen Arbeit für mich genug bezahlt ist, wäre ich jetzt wieder auf 50 Mark hinaufgekommen, was mir gar nicht passte. Anderseits brauchte ich jetzt sofort eine Hilfe, ich sagte mir, wenn ich schon noch bis zum 1.April warten und mich behelfen muss, dann - jetzt kommt wieder das Wort, das es nicht gibt, - und dann warte ich noch zwei Wochen, und dann kommt mein kleines Trampeltierchen und das schmeisst dann schon den Krempel allene.

Na Ja die Bockin will sich solange behelfen und erklärt das ihre Kinder das Hungern gewöhnt sind...

Von Deiner Freundin Olga weiss ich, ja garnichts. Hoffentlich handelt es sich bei ihr nicht um diese Mädchenhändlerin von der Du erzählt hast, die da noch Zweiggeschäfte in Paris, Bukarest und Odessa hat. Halte Dich von dieser Person fern; handelt es sich aber um eine andere Person, so kannst Du schon mitbringen, vorausgesetzt dass Du nicht etwa mit ihr weitschauende Pläne vorhast, dahingehend dass DU Deinen alten Kindsvater in seinen alten Tagen noch einmal verheiraten möchtest. Vergönne Deinem alten Vater einen ruhigen Lebensabend in Freiheit und Schönheit ! ...

 

Die Kinder hatten offensichtlich nichts gegen eine neue Heirat ihres Vaters! Erna Bock schreibt noch auf den Brief, dass sie sich um ihn recht Sorgen gemacht hat. 1939 Besuch bei Onkel Georg.

1939 Weihnachten bei GeorgII (Von links: Erich (Sohn v Georg II), Elisabeth, Maria, Kurt, Georg II, Werner, Oskar, Frau Fuchs, Helene
1939 Weihnachten bei GeorgII (Von links: Erich (Sohn v Georg II), Elisabeth, Maria, Kurt, Georg II, Werner, Oskar, Frau Fuchs, Helene
1939 Terrasse
1939 Terrasse

Am 1.9.1939 verloben sich Werner und Lotte (geb. Werner). Oskar gratuliert am 9.1.1940 eher unsentimental dazu:

Ich habe mich gefreut, zu lesen, dass die Verlobungsfeier so schön verlaufen ist und bedaure es und habe es am Silvester bedauert, dass ich nicht ein Telegramm gesandt habe. Hätte ich die Fernsprechnummer gewusst, dann hätte ich angerufen. Als dann hoffen wir diesbezüglich das Beste! Jedenfalls wünsche ich dann wenigstens nachtäglich noch offiziell nochmals alles Gute, was ja an sich selbstverständlich ist.

... [anschließend klagt er, über einen Leistenbruch]

Jeden Tag fast ist in der Fabrik eine andere Aufregung. Heute vormittag waren gleich zwei militärische Kommissionen da.

Nach dem Essen liess mich die Kesselrevision rufen. Ich hatte mächtige Schisse, als ich zur Fabrik ging, weil ich annehmen musste, dass an den Kesseln ein schwerer Fehler entdeckt wurde. Die Dampfmaschine macht Mucken und selbst ein gerufener Ingeniör kam nicht auf den Fehler. Ich meine, ich habe ihn nun gefunden. Der Kesselrevisionsingeniör glaubte ihn gefunden zu haben. Was er mir erzählte, daran hatten wir längst gedacht.

Als das neue Rundfunkgerät die ersten Töne hinauslies, glaubte ich Sphärenmusik zu vernehmen. In den letzten Tagen hatte der alte Apparat auf dem letzten Loch geblasen. Manchmal kracht der neue Apparat innerhalb grosser Spannen, wenn es ihm passt, auch solid. Er geht merkwürdigerweise mit der Antenne allein, ebensogut mit der Erdleitung allein und was ich mir nicht recht erklären kann, mit den beiden genau so laut. Auch nach dieser Hinsicht ein Allstromapparat. Das wenn man so haben wollte!

1940 Flüchtlingskind
1940 Flüchtlingskind

Am 17.5.1940 heiratet sein Sohn Lotte Werner in Fockbek (Schleswig Holstein). Als Voraussetzung hat Oskar einen Vermögensnachweis vom Schwiegervater verlangt. Laut Lotte hat ihr Vater diesen ihr zuliebe gemacht mit dem Kommentar "einmal und nie mehr wieder". Auf der Hochzeit war Oskar nicht anwesend, während Elisabeth nach Fockbek reiste.

 

1941 kommen die Priehäusers zu Besuch. Reizenderweise hat er 1934 noch geschrieben: “Es ist ein schrecklicher Gedanke, das Getrompete der Frau Samstag und Sonntag zu haben.“

Frau Priehäuser sitzt in der Mitte. Ihr Sohn ist 1940 in Norwegen gefallen.

1941 Besuch von Priehäusers
1941 Besuch von Priehäusers

Am 16.12.1941 schreibt er einen Brief an Marie-Luise.(wer sich dahinter verbirgt, weiß ich nicht).

Endlich habe ich mich wieder ein bissel derfangen!

Hoffentlich nicht nur körperlich. Andere müssten beurteilen ob ich mich auch geistig wieder ganz normal befinde. Hatte Schmerzen zum Verrücktwerden... Nun ist alles wie ein ganz böser Traum. Mein Ohr ist zwar noch nicht in Ordnung, aber es schmerzt nicht mehr und ich höre schon wieder drauf...Das kann mir niemand nachsagen, dass ich lustig sei. Seit der letzten Führerrede schon ganz und gar nicht mehr. Die hat mich noch mehr geschmerzt, als ich sie anhörte, als meine Mittelohreiterung.

[Im Internet habe ich nur die Rede zur Kriegslage am 3.10.1941 - 56 min gefunden und angehört ... Die innere Sanierung unseres Reiches ist uns gelungen ... wir haben nach keinen Krieg gestrebt ... wie viele Vorschläge von mir zum Frieden wurden abgelehnt ... leider ist das britische Volk, um das ich am meisten geworben habe, nicht zu unserem Bundesgenossen geworden ... wenn keine Freundschaft, dann bleibt nur der Kampf ... er will Krieg haben, er hat ihn jetzt ... diese Verschwörung von Demokraten, Juden und Freimauern hat es geschafft Europa in den Krieg zu stürzen, es mussten also die Waffen entscheiden ... (Begründung des Russlandfeldzuges als defensive Notwendigkeit) ... Zahl der Gefangenen run 2.5 Mio Russen ... ein Gegner, der nicht aus Menschen, sondern aus Tieren, aus Bestien besteht. Was der Bolschewismus aus Menschen machen kann das haben wir hier gesehen ... Ein Gegner, der kämpft aus tierischer Blutgier ... (Lob an die Soldaten und an den Aufbau in den besetzten Gebieten und an die Heimat) ... (Hohn auf die Rüstung der Allierten) ... Aufruf zu Spenden für die Front ]

Die Weissen machen sich kaputt und die Gelben treten die Weltherrschaft an. Nicht dass ich sagen würde: Wir Deutschen etc. sondern wir Weisse sind total meschugge. Sind es schon seit Jahrzehnten! Statt die leeren Räume auf der Erde zu besiedeln, kämpfen sie gegenseitig um Feldstreifen! Nun haben wir ein Tropenhygiene entwickelt und Klimaanlagen ausgedacht, damit man auch die Tropen wirklich besiedeln könnte da machen wir uns gegenseitig klein. Der Führer lässt sich von dem Hass auf Amerika führen - von dort her wird er wohl seit Jahren und die Partei beleidigt.

Ich bin ein unglückliches Nilpferd! Sehe schon Jahrzehnte schwarz in obiger und mancher anderer Hinsicht ...

Im Übrigen bin ich ein Trottel. Eben habe ich die letzte Zigarette geraucht und werde zu diesem Schreiben extra eine neue anreissen. Fabelhaft, wirst du sagen, was der alles fertig kriegt. Wenn du einen Gänsebraten von einem Ganserer issest, dann denke dafür an mich. ...

Sei herzlich gegrüßt von Deinem alten komischen Verehrer

 

1942 kommt Werner mit Lotte zu Besuch. Elisabeth ist auch da. Vielleicht ist es der erste Besuch vom verheirateten Werner

1942 Schwimmbadmauer (Elisabeth, Oskar, Lotte (Frau von Werner))
1942 Schwimmbadmauer (Elisabeth, Oskar, Lotte (Frau von Werner))
1942 Terrasse (Werner, Oskar, Erna Bock, Elisabeth)
1942 Terrasse (Werner, Oskar, Erna Bock, Elisabeth)

Im Oktober 1942 schreibt einen Brief an seine Schwester, Tante Ju. Seine Themen sind die nicht verheiratete Tochter, seine Krankheiten mit dem 9 mm langen Glassplitter in der Fußsohle und die entfernt verwandte Nichte Brigitte:

Amberg, den 21.Okt. 42.

Liebe Ju,

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, von Dir mal wieder ein Lebenszeichen zu bekommen, Um so mehr habe ich es bedauert, dass Du mit den Nerven so herunten bist. Kann mir nicht denken, was Du für einen grossen Kummer hast. Wer hat ihn schon nicht. Millionen haben liebe Angehörige vor dem Feind und andere spüren den Krieg auf andere Weise und so bleiben nicht viele verschont von einem schweren Druck.

Nicht allein der Krieg drückt mich schwer, Man kann ja gar nicht hinaus sehen, wie das noch wird. In den letzten Tagen sehe ich wenigstens einen Sinn in diesem Krieg, den Ich bisher als eine Tragödie der Weissen bezeichnet habe. Ein Staat der nicht an ein Oelgebiet angeschlossen ist, wird in Zukunft nicht mehr auf der Welt mitzureden haben. Aber in Europa wird vielleicht die Neuordnung ein solches Spannungsfeld werden, das schon daraus eine Katastrophe er wachsen muss.

Was mich sonst noch drückt, ist meine liebe Tochter. Wenn ein Mädel nicht rechtzeitig zum Heiraten kommt, dann wird sie zur Gottesgeisel für die Eltern glaube ich. Es gibt nat. Ausnahmen. Es kann sehr nett sein, wenn ihr die Dinge nicht zuwider laufen, aber sie wird höchst unverschämt, wenn ihr was nicht passt. Ich werde schon mal mit Dir noch darüber mehr sprechen. Was das Unangenehme daran nun ist, ist die Feststellung, dass dieser Zustand immer ärger wird, obwohl ich jetzt andere Saiten aufziehe und es schon jetzt einsehen kann, dass sie mit diesem Kurs falsch fahren wird.

In diesem Jahr war ich nicht krank, davon weiss ich nichts. Doch, doch, ich hatte Blasenkatarrh, einen schweren sogar. Habe mir das Wasserleitungswasser in dem Schwimmbassin über den Körper laufen lassen und dabei die Blase erkältet. Der Hammel von einem Doktor im Krankenhaus, der sich einen Urologen schimpft, hat meine Harnbeschwerden auf eine Vergrösserung der Vorsteherdrüse zurückgeführt, so dass ich an eine Operation schon denken musste. Die Bruglachnerin hier, von der Du auch schon gehört haben wirst, und die im kleinen Finger mehr hat, als unsere Dokters im Kopf, riet mir dringend ab und nun ist die Sache wieder in Ordnung. Ausserdem hatte ich mir den Arm gebrochen. Da mir der andere Esel von einem Doktor erklärte an Hand der Röntgenbilder, dass ich in der Elle einen Quersprung im Knochen habe, habe ich den Arm nichts in Gyps getragen und überhaupt nichts weiter gemacht und so habe ich immer noch Beschwerden im Handgelenk, und es wird wohl nie mehr so gut werden, wie neu. Denn es fehlt in der Speiche und hier sind auch ganze Verschiebungen gewesen. Schlimm ist es aber nicht, Früher hatte ich wirklich eine grosse Geschicklichkeit in der Hand, bei Hämmern etc. Nun ist dies wohl gestört. Man sieht am Handgelenk aber kaum was. Noch ein grosses Leiden fällt mir ein. Volle acht Wochen hatte ich einen grossen Glassplitter in der Fussohle. Gerade die schönsten Wochen des Sommers wurden mir dadurch verleidet. Die Röntgenbilder die im Krankenhaus gemacht wurden, haben den Glassplitter nicht gezeigt und der Doktor hat mich weiter geschickt. Er hat wohl nicht an den Glassplitter geglaubt. Ich habe einen Hühneraugenring aufgelegt und bin lang damit gelaufen, obwohl ich ebenso viel Schmerzen hatte. Dann verordente mir die Bruglachnerin ein besonderes Fussbad und nach vier Stunden sah schon der Glassplitter aus dem Fleisch. Zwei Stückchen brachen ab und dann blieb immer noch ein 9 mm langes Stück.

Also wenn es sein muss, kann ich noch Jammern. Bin aber überzeugt, dass Du wirklich Grund dazu hast. Könnte mich ärgern, dass Du nicht gekommen bist. Wir hatten lange Wochen einen schönen Herbst. Hättest Dich auch erholt, das bin ich überzeugt, denn der Luftwechsel. Auch ist bei mir die Ernährung noch nicht kriegsmässig. Habe eine neue Donna, die eine Anzahl von Schwestern hat, die auf dem Lande sind und derlei Verbindungen sind heute mehr wert, als Beziehungen zu hohen Persönlichkeiten.

Da wir schon bei Besuch sind, die Brigitte [24 Jahre alt bei dem Besuch] hat mich besucht und ich habe mich wirklich darüber sehr gefreut. Das Mädel war ganz reizend und es war eine herzliche Freundschaft zwischen uns. Bin überzeugt dass sie zu Hause nicht so nett ist, aber glaube auch dass sie zu Hause nicht richtig behandelt wird. Sie ist da die billige Magd. Wollte schon in der Sache an Hans mich wenden, dass er dem Mädel einen Beruf erlernen lässt, denn erstens bekommt nicht jedes Mädel einen Mann und dann glaube ich auch, dass für Brigitte noch nicht jeder Zehnte passt, auch von denen die in Frage für sie kommen. Also eine Ehescheidung halte ich für sehr leicht möglich. Ich habe in sie allerhand hinein gepristert. Sie streitet sehr gewandt und ich habe ihr genug auseinandergesetzt, dass sie wenn sie gegen den Mann gewonnen hat, verloren hat. Sie liess sich von mir schon was sagen. Irgend etwas liegt wohl sonst noch vor, von dem sie mir nichts erzählt hat. Ich halte es wohl für möglich, dass sie für ihre Eltern auch eine Gottesgeissel wird, wenn sie älter wird. Nun könntest Du mal in d i p l o m a t i s c h e r Art wenn es sich schickt, forschen, wie die Sache steht. Brigitte wollte mich wieder besuchen, wenn sie zu Hause weg kann. Ich habe an sie eine Karte geschrieben, dass sie wieder kommen soll, so lange das Wetter so schön ist. Habe aber keine Antwort erhalten. Meinen die Alten ich tue ihr etwas? Oder hat sie zu hause etwas gesagt, was nicht gut aufgenommen wurde? Da man auf diese Weise aber auch etwas verderben kann, so dürftest Du nur bei Gelegenheit die Sprache darauf bringen.

...Mein Obstgarten sah nicht gerade gut aus, so doch auch nicht schlecht und ich hatte bei den vielen Bäumen mit wenigstens zehn Zentnern Obst gerechnet. Bin nicht schlecht konsterniert, das traurige Ergebnis zu sehen. Hat mich mein Gärtner bestohlen oder die Nachbarschaft. Wahrscheinlich beide. Ich werde Dir schon etwas Obst schicken, aber nicht so viel wie ich gehofft hatte, schicken zu können. Bestelle nur bei Simon Geschirr, auf Das Du. mastern kannst. Auf diese Weise hältst Du noch am Besten Leib und Seele zusammen.

Habe gar keine Lust nach München zu fahren. Aus vielen Gründen. Vor Allem deshalb, weil ich alt werde und Änderungen, in meinen Gewöhnungen nicht mehr mag.

Gerade als mein Hausmeister auszog, wurde mir eine Hamburger Familie zugewiesen. Der Mann ist hier beim Militär. Da habe ich Leute in die Hausmeister Wohnung getan. Die Möbel und Ausrüstung dergl. habe ich gestellt. So merke ich wenigstens nicht zu viel von ihnen. Der Mann schwindsüchtig, sein Vater an der Schwindsucht gestorben, sein eines Mädel auch schon so ungefähr und das andere hat einen Dauerschnupfen. Gut gezogene Kinder. Die Frau eine echte Hamburgerin, faul, dass es nimmer höher geht, kann nichts als Maschinen schreiben. Erst habe ich mich darüber gefreut, ich wollte ihr meine vielen Schreibereien diktieren, aber nun , kann ich mich diesbezüglich schwer beherrschen. Lieber hungern, als was arbeiten oder kochen. Da entsteht nat. der Neid. Sonst sind sie aber bescheidene Leute und diesbezüglich keine Hamburger. Sind nicht Flieger bechädigt. Alle Wünsche gehen jetzt durch die Köchin zu mir.

Mit der Köchin habe ich einen Saudusel bis jetzt, wobei ich drei mal auf den Tisch klopfe. Man wollte mir eine uralte Bisgurn [bayr. recht unangenehme Person] zuweisen und diese da dem Herrn Kreisleiter.

[Briefende fehlt]

 

Werner schreibt er fände es auch am besten sie würde heiraten. Da sie aber “gar wenig Talent” hat einen Mann zu finden, soll sie wenigstens nicht rumbummeln, sondern was studieren.

Lieber Vater!

...1.: wir sind der Meinung dass es für E. das beste wäre zu heiraten.

2. Nachdem sie aber offenbar gar wenig Talent hat sich mit einem in Frage kommenden Mann anzufreunden (Leider), soll sie wenigstens nicht herumbummeln, sondern es muss das was geschehen, auch für ihre Zukunft.

3. Das vorgeschlagene Studium erscheint mir noch als der beste Ausweg ...

[zu dem Studium ist es aber nicht gekommen]

 

In den Unterlagen ist eine lange Auflistung von “1 Aluminum und Krebs, Kunstfette schädlich?” bis “130 Naturwissenschaftliches”. Wahrscheinlich ist es eine Auflistung von Akten und ihrem Inhalt. Die Akten sind praktisch nicht mehr da, aber die Auflistung zeigt mit welchen Themen sich Oskar beschäftigt hat.

Auflistung
Auflistung

Ein paar einzelne Blätter gibt es beispielsweise für “104 gerauhter Hammer”. Es gibt um eine Maschine um den Granit wieder aufzurauhen

 “Fährt aber erstmal die neue Maschine die Strassen lang, um sie wieder leicht anzurauhen, dann sind wieder ganz neue Verhältnisse für die Strassenpflasterung geschaffen.”

 Die Maschine besteht aus einer Reihe von Meißeln die durch beim Ziehen der Maschine auf und ab bewegt werden und den Untergrund behacken. Bei den Blättern fehlt leider die erste Seite, so weiß man nicht wem diese Maschine genutzt hätte. Es erscheint mir aber wenig wahrscheinlich, dass für eine solche Maschine Bedarf war.

104 gerauhter Hammer (Maschinen zum Strasse aufrauhen)
104 gerauhter Hammer (Maschinen zum Strasse aufrauhen)

Oskar hat die Idee eines “31 transportablen Wohnhauses”. Die Vorstellung war: die Einzelteile werden in Serienproduktion vorgefertigt und schnell zusammenmontiert. Entsprechend ließ sich dieses Haus versetzen. Der Prototyp wurde gebaut aber fand nicht die erhoffte Anerkennung. Er hat diesen Vorschlag auch einem General geschickt (von dem Brief sind nur Seite 7.+8. erhalten):

 

..1935 habe ich den Herrn Arbeitminister Seldte Vorschläge zur Beseitigung der Wohnungsnot gemacht: Ein leichtes transportables Wohnhaus mit eigenartigen Wänden, in denen die Verspannungen sich befinden. Das erste Stockwerk kann beim Transport über das untere herabgelassen werden in das untere hineingelassen werden. Das Haus geht dann auf den Eisenbahnrungenwagen. Ich habe ein solches Haus gebaut und habe Abbildungen mitgesandt. Dieses Haus sollte als Massenartikel in der Fliessarbeit, wie die Kraftwagen in Amerika hergestellt werden, es wäre sehr billig zu Bauen ect. Habe die vielen Vorzüge genannt, insbesondere auf den Krieg verwiesen, es würde sehr wertvoll sein, wenn man Millionen von Wohnungen aus einander ziehen könnte, wenn feindliche Flieger Bomben werfen. Wenn man die Häuser dort hinstellen und so stellen könnte, wie es am zweckmassigsten sei. Man könnte das Aeussere immer wieder anders gestalten und verschiedene Typen bauen. Die Antwort "Meine Bestrebungen dürfen grundsätzlich nicht gefördert werden!". Dieses Dokument ist in meinen Arbeitszimmer an der Wand angeheftet. Es erinnert mich immer wieder an meinen beschränkten Untertanenverstand...

 

Das Blockhaus wurde 1946 an Herrn Dunke bei Hausen vermietet (Mietvertrag), Mietpreis “30 Mark (entsprechend dem Lagerhauspreis von 2 1/2 Ztr Roggen)”. Daneben verpflichtete er sich noch zu “normalen Marktpreisen” diverse Naturalien zu verkaufen “1 Lamm z. Schlachten bzw geschlachtet)”.

"31 transportables Wohnhau"s
"31 transportables Wohnhau"s

Ein anderer Bereich erscheint schon etwas zukunftsträchtiger:

“97 Holzfussbodenschleifmaschine Vertriebssystem”. Leider gibt es nur ein Blatt Seite 4. Also er stellt sich eine Walze vor, in die Schleifpapier eingeklemmt wird. Durch Drehen der Walze wird der Boden abgeschliffen. Seine Vorstellungen zum Vertrieb würden mich auch interessieren. Schlußsatz auf Seite 4: “Es wird sich später ein besonderer Beruf bilden: Der Bodenabschleifer. Denn in unzähligen Wohnungen wäre der Boden nachzuschleifen und man bestellt sich dann den Fussbodenabschleifer, der eine Maschine besitzt.” So ist es heute doch! Parkett wird natürlich per Maschine abgeschliffen.

 

Zum Thema “74 Maiszucht” gibt es noch einen Brief  von 1932 von der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt aus Freising. Im Ergebnis eher niederschmetternd: “Hemmend für die weitere Ausdehnung des Körnermaisanbaus sind die Erschwernis der Trocknung der Kolben und Körner und die wesentlichen höheren inländischen Produktionskosten”.

Seine Verbesserungsvorschläge werden nachvollziehbar widerlegt und abgelehnt. Verwunderlich ist nur dass es heute doch angebaut wird! Vielleicht wird heute die Trocknung durch die Silage umgangen.

 

zu “94 Erbrecht” ist ein Schriftsatz über 8 Seiten vorhanden. Die Zusammenfassung ist die Forderung, übernommene Verpflichtungen aus einer Erbschaft anpassen zu können, wenn sich der wirtschaftliche Rahmen ändert. Er erwähnt verschiedene Fälle und schließlich seine eigene Lage (1943):

“Mein Vater war Mitbegründer und Mitinhaber einer Firma, die Weltbedeutung bekam.

Seine Schwiegersöhnen hatte er versprochen, dass er kein Kind bevorzugen werde und als er sich nun mich, der ich das Geschäft übernehmen sollte, besser stellen wollte, verlor er den Prozess gegen seine Schwiegersöhne."

 Der Prozess mit den Geschwistern fand noch zu Lebzeiten des Vaters Georg II statt, das wird aus dem Testament ersichtlich, die beiden Töchter werden enterbt, da sie vorher bereits abgefunden wurden.

"Angesichts der schweren Bedingungen zur Übernahme des Geschäfts, angesichts anderer Umstände noch wollte ich daraufhin auch das Geschäft nicht übernehmen. Nur ein einziges Mal gab es schwerste Differenz zwischen meinem Vater und mir daraufhin: Mein Vater donnerte mich an: Wenn du mein Werk nicht fortsetzen willst, dann bist du es garnicht wert!! Dann sind wir geschieden! - Daraufhin sagte ich zu allen Ja und bin so Erbe des Betriebes geworden (des Anteils). Heute nach dreißig Jahren habe ich noch so viele restige Verpflichtungen, dass ich nicht mal die Zinsen bezahlen kann."

Das Oskar das Erbe ausschlagen wollte, kann ich kaum glauben. Gerade der Brief an Else zeigt doch eher seine Begeisterung für die Aufgabe. In den Briefen zur Familie Köhler hält er Else vor, dass die Köhlers wohl neidisch gegen seinen Besitz wären. Also muß das Erbe damals doch noch wertvoll gewesen sein!

"Mein Vater war reich und er setzte seiner zweiten Frau grosse Summen aus, außerdem Reichnisse, wie sie den damaligen Verhältnissen entsprachen. Wohl hat seine zweite Frau nach der Inflation eine neue Abmachung mit mir getroffen, aber ich musste wieder zu allen ja und Amen sagen, denn es war damals die selige Zeit der Schätzleute und musste mit über hundert tausend Mark Schätzungskosten rechnen, da ich bei einer Firma beteiligt war und die Kosten sich nach dem Ganzen richteten. So musste ich wiederum ja und Amen sagen, die Summen waren zwar herabgesetzt, aber es war mir klar, dass ich auch diese nicht würde bezahlen können. Dazu im Jahr 8000.- Mark und eine hochherrschaftliche Wohnung, Reichnisse etc. Heizung, Licht stellen. Was mir heute nachgelassen wird, ist nur zur Stundung und geht auf meine Erben als Schuld über...Ich hätte in der Inflation meine Schuld abtragen können und meine Stiefmutter hatte die Rückzahlung durch den Kassier meiner Firma bereits angenommen, aber ich habe die Sache wieder annulliert, weil ich meine Schuld nicht mit Papierscheinen abschütteln wollte.”

 

Die finanzielle Forderungen von Erny B. (die Stiefmutter) waren gewichtig. Auch mein Vater hat Erny als stark auf den eigenen Vorteil bedachte Person geschildert. In der Inflation hätte er die Schuld begleichen und dann auf freiwilliger Basis Erny weiter unterstützen können - vielleicht hat er das auch bereut!

 

Zum Akt “86 Motorrad” gibt es ein Blatt als Einführung aus 1934. Ein Adressat ist nicht genannt. Oskar hat Schriften (wie auch bei den anderen Themen) geschrieben, die mit Anschreiben verschickt wurden. “Das heutige Motorrad ist eine Krachmaschine, die mehr Gestank macht, wie ein Kraftwagen und ist als solche das Symbol der Kulturlosigkeit... Die Kulturlosigkeit ist bei den Motoradfahrer noch schlimmer als bei den Kraftwagenfahrern... Mit ihrem hetzen wollen sie vor sich selber fliehen.. (damit endet die Seite)”

 

Zum Akt “101 Kunstförderung” gibt es eine Antwortpostkarte, ansonsten nichts mehr. Wahrscheinlich war der Empfänger seiner Schrift war der Münchner Kunstverein oder die Münchner Künstlergenossenschaft (einer von beiden müsste 18 Vorstände gehabt haben):

München, den April 1937

Sehr geehrter Herr Baumann!

Ich bestätige Ihnen hiermit den richtigen Empfang Ihrer Schrift betreffd. Kunst Förderung.

Selbstverständlich werde ich sie so behandeln, daß sie keinen Schaden leidet. Vorerst habe ich sie kurz überlesen werde sie aber noch Punkt für Punkt genau studieren u. Ihnen dann meine Ansicht kundgeben. Ich bin ja auch der Meinung, daß eben mal viel geschehen musste u. nicht kritisiert. Mit der Kritik ist nichts getan. Auch meine vielen Vorschläge sind verantwortungslos unausgeführt geblieben. bei einem Vorstand von 18 Mitgliedern sind zu viele Meinungen im Vorstand u. viele Köche verderben den Brei wie sich Fritz Bayerlein einmal ausdrückte u. dass alles geschehen sei unsere Ausstellung zu Grunde zu richten. Auch drückt viele nicht der Schuh. Vielleicht lasse sich die Sache auch noch einem kritisch Künstler lesen möchte sie aber nicht aus der Hand geben da ich mich selbstverständlich für richtige Rückerstattung verpflichtet habe. Inzw.hin sich mit deutsch. Gruß u "Josef Multerer Hesstr. 88/I"

Heil Hitler Ihr München.

(Leider ist die Postkarte nicht mit Namen versehen, auf der Postkarte ist das Bild von Multerer abgedruckt)

Fritz Bayerlein 1872 in Bamberg - 1955, Landschafts-,Architektur-und Historienmaler

studierte an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und an der

Akademie in München, wo er über fünzig Jahre lebte und

arbeitete, Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft und

im Münchner Kunstverein, 1913 Professor, seit 1943 wieder

in Bamberg ansässig, erhielt zahlreiche Auszeichnungen

Der Münchner Kunstverein:... das Schicksal des Kunstvereins stand stellvertretend für den schon zum Jahrhundertanfang beklagten “Niedergang der Kunststadt München". War der Kunstverein München - wie die meisten anderen im Deutschen Reich - bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Mitgliederschwund bedroht, so sorgten der Erste Weltkrieg und die Inflation für eine rasche Marginalisierung der einst prosperierenden Institution, die auf ihrem Höhepunkt 6000 Mitglieder gezählt hatte. Der “Gleichschaltung" durch die Nationalsozialisten entging der Kunstverein ebenso wenig wie den Bombenangriffen ...

Münchner Künstlergenossenschaft: Ihr Präsident war Eugen Hönig (gleichzeitig Präsident der Reichskammer der bildenden Künste). Das heisst, es war im dritten reich ein gleichgeschalteter Verein.

Fritz Bayerlein
Fritz Bayerlein

Er hat sich früh mit Ideen beschäftigt, die völlig unabhängig von der Firma waren. Sein Vorschlag an Linde war Kraftwagen mit Methangas anzutreiben. Die Antwort von Linde (Unterzeichnet Dr. Linde) kommt zum Ergebnis, dass man 750 kg Gasflaschen mit sich führen müßte um 250 - 300 km zu fahren. Mein Vater hat an das Schriftstück 1945 einen Aufkleber befestigt, dass dies im 2. Weltkrieg sehr wohl funktionierte mit der 3 fachen Reichweite. Heute braucht man für einen Autogas-Wagen (allerdings Propan, Butan) einen extra Tank von etwa 50kg und kommt damit etwa 500km weit...

 

Oskar war ein vielseitig interessierter und ideenreicher Mann, dem es aber nicht gelang eine seiner Ideen letztendlich wirtschaftlich zum Erfolg zu bringen. Viele Bereiche erscheinen heute durchaus interessant; beispielsweise elektrisches Klavier, Glaswolle, Waggonentladung durch Transportschnecke oder Baumfällmaschine. Die chemischen Themen kann ich nicht beurteilen: Benzol aus Acethyl, Kolloidbildung als Schutzmaßnahme (wahrscheinlich seine Studiumsarbeit), oder Stromleiter Natrium.

Bei manchen Punkten wäre der Inhalt doch spannend - was verbirgt sich hinter “114 Gymnastik Maschine” oder “112 Kopfhautbefeuchtung”?

Er hat sich als Erfinder gesehen - das entnehme ich Bemerkungen meines Vaters. Wahrscheinlich hat ihn die Erkenntnis der Nichtumsetzung seiner Ideen etwas deprimiert.

1915 Antwort von Linde zum Thema Methan für Kraftfahrzeuge
1915 Antwort von Linde zum Thema Methan für Kraftfahrzeuge

1941-1943 hat er sich mit der brasilianischen Buschbohne beschäftigt. Diese Bohne ist ein Grundnahrungsmittel in Brasilien. In einer Schrift beschreibt er die Wachstumserfolge. Während die deutsche Buschbohnen schlecht oder garnicht aufgegangen sind, gediehen die Schwarze Buschbohne sehr gut. “1942 erntete ich 11 Zentner Buschbohnen”. Mein Vater bemerkte noch: “Nach Kriegsende waren kübelweise schwarze Bohnen da, die der Vater gewissermaßen als Noternährung für den Fall der von ihm befürchteten Hungersnot angesammelt hatte”. So lagerte er Unmengen an Sojabohnen ein. Die Sojabohnen wurden in Emailbehälter mit Glasdeckel (so wie überproportionale Marmeladenbehälter, vielleicht 5l Fassungsvermögen) gesammelt. Diese Behälter mit den Sojabohnen waren sogar in meiner Kindheit also 1965 noch auf dem Dachboden.

 

Im Februar 1944 schreibt er an Marie-Luise :

Liebe Frau Marie-Luise!

wie aus einer anderen Welt kommen Deine Worte, einer Welt des Schreckens, Leidens und des Grauens! Und es ist auch eine andere Welt gegenüber der, in der wir noch bisher leben dürfen. Wir haben nun zwar auch fast jeden Tag Alarm, manchmal sogar bei Tag und Nacht, aber noch sind die Bomben nicht gefallen! Noch leben wir gut im Vergleich zu Euch, denn wenn wir auch den Krieg hier sehr spüren, schlimm ist [es] immer noch nicht.

Eure Welt wäre die Hölle selber, wenn Ihr nicht solche Opferbereitschaft aufbrächtet, noch so viel Hoffnung hättet, so viel Mut! Denn erst Verzweiflung macht die Hölle zur Hölle.

Wenn die jetzige Zeit eine große ist, dann sind wir hier nie groß und ich schon gar nicht. Ich sehe den Wahnsinn toben und sehe die Zukunft von Tag zu Tag düsterer. Von einer Opferfreudigkeit [ist] schon überhaupt keine Rede bei mir, nicht mal von einer Opferbereitschaft. Dazu müsste ich wissen wofür. Ich erkenne ohne weiteres die Opferbereitschaft und die ungeheuren Opfer an, die Front und vielfach auch die Heimat bringen, aber ich bin klein in dieser “großen” Zeit. Ich bin alt geworden. Jeder Tag kann über mich das Unheil bringen, aber ich glaube, dass man sich besser auf niemand verlässt, man wird allein stehen.

Oft und oft denke ich mir, nun hätte ich die Pflicht, die Frau Marie-Luise zu schreiben: Verlass den Hexenkessel und komme in mein Haus, aber gestehe offen, immer wieder wirkt dieser Gedanke auf mich wie ein Gespenst, dass ich meine Einsamkeit jeden Tag vielleicht werde aufgeben müssen, die mir zum Lebensbedürfnis geworden ist. Wenn man 25 Jahre allein gelebt hat und ist über 60 Jahre geworden, dann wird man Einsiedler und kann sich freiwillig nicht mehr umstellen. Die einquartierten Parteien sind ganz von mir isoliert, sie stören mich nicht. Ich lebe so salopp wie dies bei alten Junggesellen üblich ist, reise abends Kragen und Krawatte ab und werfe mich vielleicht aufs Sofa oder sitze vor dem Ofen und stiere ins Feuer, denn ich habe ein Glasfenster vor die Feuerung gesetzt. Freue mich, dass ich nichts reden brauche und nichts höre. Lese auch nichts. - Dann ist mir am wohlsten.

Freunde in der Not kommen Tausend auf ein Lot!

Ich mache mich nicht besser, als ich bin. Selbst wenn ich besser wäre, könnte ich keinen Gast brauchen. Denn wenn schon eines meiner Kinder kommt, droht meine Wirtschafterin schon mit dem gehen. Sie ist nicht nur eine gute Köchin, sondern auch vom Lande mit sehr guten Beziehungen dorthin. Diese Verwandtschaft ist mir viel lieber, als wenn sie mit Ministern verwandt wäre. Aus diesem Grund ginge es mir gar nicht schlecht, wenn ich nicht unter dem Grauen so leiden würde und unter dem Gedanken an die Zukunft. Was man sonst noch zu sehen und zu hören kriegt, ist auch oft nicht angetan optimistisch zu werden.

... Sie sollen recht haben. Die grausame Operation der Vernichtung von Städte führe zu Städten, in denen die Menschen wieder in der Natur leben und nicht mehr in einer schlechten Zivilisation. Hoffentlich übersteht der Patient die Operation! ... [Blattende]

 

Vom Juli 1944 ist das letzte Foto von Oskar erhalten. Unterschrift im Fotoalbum:“Juli 44 haben wir in unserem Karpfenteich bei Paulsdorf gebadet”. Der Karpfenteich hat wahrscheinlich der Firma gehört, die Firma hatte große Grundstücke und Wälder rund um Amberg.

1944 letztes Foto von Oskar
1944 letztes Foto von Oskar

Am 30.10.1944 stirbt Oskar. Er hatte Lungenentzündung und die konnte damals (Penicillin war noch unbekannt) nicht behandelt werden.

Er hat kein Testament hinterlassen. In der Niederschrift des Nachlassgerichts steht: “Da der Verstorbene von Todes wegen nicht verfügte, tritt die gesetzliche Erbfolge ein. Gesetzliche Erben sind die beiden Kinder zu gleichen Anteilen.” Mein Vater vertritt im Nachlassgericht per Vollmacht auch Elisabeth. In der Liste Grundstücke stehen neben den Amberger Grundstücken, noch Flurstücke aus Gärmersdorf, Haag und Zant - eine neue Erkenntnis. Zu meiner Zeit waren diese Grundstücke nicht mehr in unserem Besitz.

 

Dem Nachlassgericht wird später eine Nachlassaufstellung übergeben vom 16.5.1947. Kurioserweise taucht als Verbindlichkeit die Ziege (siehe unten im Brief von Erna) mit 55 Mark Kosten wieder auf. Versteuern müssen beide Erben 254.869 Mark, die Masse dieser Erbschaft mit 80% ist der Firmenanteil - für die Erbschaftsteuern sind praktisch keine Mittel vorhanden. Am 18.Juni 1948 führen die Westmächte die Währungsreform durch. Die Währungsreform wird die Erbschaftsteuern reduziert haben.

 

Diese gleiche Aufteilung des Erbes hatte große Streitigkeiten zwischen Werner und Elisabeth nach sich gezogen. Mein Vater wollte für seine Arbeit als Geschäftsführer adäquat bezahlt werden, während Elisabeth an hohen Ausschüttungen interessiert war.

 

1974 habe ich Tante Erna gebeten, mir etwas von Oskar zu schreiben.

Hausen im März 1974

Lieber Georg,

Wie ich höre, möchtest du gern etwas Näheres noch über deinen Großvater erfahren. Was soll ich da sagen. Ich habe in den Jahren, wo ich mit ihm zusammen sein durfte, so vieles erlebt, vieles ist so ganz persönlich nur für meine Erinnerung geeignet. Doch ich kann ich dir sagen, er hätte sich sicher gut mit dir verstanden. Er hatte so ein besonderes Herz für Kinder, wie oft kam er mittags mit irgendeinem Kind, was er so unterwegs getroffen hatte, setzte es mit an seinen Tisch u. freute sich, wenn es ihm schmeckte. Da war eines, was eine sehr schlaffe Haltung hatte. Da erlebte ich es dann, daß sie ein Brett auf den Rücken angebunden bekam, um wenigstens beim Essen u. einige Zeit dann in diesem Zustand bleiben mußte , er wollte ihr helfen gerade zu sitzen.

Die Verwandten meiner Schwiegertochter aus Lintach, sprechen noch heute mit ganz besonderer Achtung von ihm. Da war die Buben u. Mädchen von Amberg nach Lintach auf dem Weg vom Regen überrascht worden u. suchten Zuflucht unter der großen Baum auf der Raigeringer Höhe ich glaube, es ist eine Eiche. dein Großvater sah es vom Fenster aus, schickte hinunter, ließ die Kinder holen, trocknete sie u. gab ihnen auch noch zu essen. Ein schöner Zug. Er hatte stets für die Not der anderen ein warmes Herz.

Er besaß auch eine Ziege, manchmal in der Verlegenheit mußte ich sie melken. ich stellte mich ein wenig dumm an, da ich es ja nicht so konnte, dann stand er mit dem Ruthe dabei, wenn sie durchaus nicht still halten wollte u. half mit. Vormittags wurde sie zum Grasen angepflockt, dann nahm er sie an den Strick u. von draussen konnte man dann einen Mann beobachten, der in aller Liebe seine Geis spazieren führte, um ihr besonderen Leckerbissen zu bieten.

[eine Ziege taucht auch in der Erbauseinandersetzung zwischen Werner und Elisabeth auf]

Wie oft bin ich Sonntags mit ihm gewandert, um allerhand Steine zu suchen, manches schöne belehrende Wort hörte ich da, und wie konnte er sich auch dann mit jeden unterhalten, der nur gerade in den Weg lief. -

Sehr empfindlich war er für Wespenstiche, einmal stach einen in die Fußsohle, er stürzte zusammen u.(mein Sohn Leohard war auch gerade da) konnten wir ihn nur mit Mühe soweit bringen, das er nicht erstickte u. wir ihn bis ins Glashaus transportieren konnten u. ich schnell lief u. einen heißen Tee machte, der ihn wieder zurecht brachte -

Noch eins muß ich erzählen, er aß zu gern die Rinde eines frischen Brotes. Es konnte passieren wenn zu mir kam u. ich so frisches Landbrot hatte, er rings herum den ganzen Laib die Rinde abschnitt, für ihn ein besonderer Genuß -

Jedenfalls Georg hattest du einen Großvater, auf den stolz sein kannst. Als ihn das Verdienst Kreuz ausgehändigt werden sollte, lehnte er es (zum Ärger der Überbringer) ab mit den Worten, er hat in der Heimat nur seine Pflicht getan u. ihn stünde es wohl doch nicht zu -

zu mir war er vom ersten kennenlernen bis zu seinem Tode nur gut. Er litt so sehr an Rheuma u. konnte oft vor Schmerzen nicht gehen u. wurde doch nie dadurch irgendwie bitter. Heute, wo ich selber viel damit zu tun habe, weiß ich was er oft ausgestanden hat. -

Wie liebte er seine Kakteen u. studierte u. erprobte er alles mögliche an ihnen. Nachts (wenn die Königin der Nacht blühte) bewunderten wir sie dann um wie konnte er sich freuen, wenn ihn ein Experiment wieder mal gelungen war .-

Leider konnte er die Zeit, auf die er sich gefreut hatte, (wenn er einmal die Fabrik in andere Hände legte, sich so ganz seiner persönlichen Liebhabereien besonders widmen konnte, nicht mehr erleben -

Mit wieviel Liebe hat er seine brasilianische Bohne gepflanzt u. gehegt, wie hat er immer wieder versucht, alles Hand- Veredlungen in Pflanzen xx. Zustand zu bringen.

Er wollte so gern sein "Holzhaus" in den Verkehr stellen, wurde aber nicht anerkannt. -

Eimal war er krank an Grippe u. lag einige Wochen zu Bett, in dieser Zeit hat er mir unendliche Gedanken in die Schreibmaschine diktiert, wo ich manchmal nie so recht mitkam, was für ihn aber große Erleichterung war. So ein ganz einfacher Charakter war er gerade nicht, wer ihn aber verstand u. mit ihm so mitging, der hatte auch seine ganze Anerkennung u. Vertrauen -

Er hat mir viel Gutes getan und stand mir (wenn er in der Familie mal heiß herging u. ich manches Unrecht zugefügt wurde) immer treu bei u. verteidigte mich. -

Während des Krieges hatten wir eine Kriegskasse angelegt, dafür musste jeder 10 Pfennig zahlen, der einen Fleck aufs Tischtuch machte, von dem Geld wurde dann, (in Etappen) immer etwas an Süßigkeiten xx gekauft, was ich dann bei Verwundetentransporte in seiner Begleitung , an den Zügen verteilen durfte. -

Als junges Mädchen war ich in einem chr. Verein, immer wieder durfte ich meine Freundinnen zu mir laden, wir saßen oft zu zehnt in der Küche, steinten Zwetschgen (eine große Kretze voll) aus, für Pflaumenmus kochen. Da besuchte er uns u. wir singen ihn unsere Lieder vor, wir hatten da eine Schwester vom Mutterhaus, er war zu einer Zeit, wo es kein Emailgeschirr gab, da hatte das Mutterhaus so einen großen Topf gebraucht u. die Schwester sagte, Herr B. ich habe drum gebetet, schauen sie doch mal nach vielleicht findet sich doch noch ein Topf in der Fabrik. Und tatsächlich es war einer da, diese Schwester nannte er nur noch als die Schwester die bei Baumann Geschirr erbittet u kriegt, wenn keins mehr da ist -

Ich könnte dir noch so manches sagen, vielleicht sprechen wir mal darüber.

 

Erna hat ein sehr enges Verhältnis mit Oskar. Der Mann von Erna starb 1929, so waren beide allein. Nach den Erzählungen von Sigi (ihr dritter Sohn, *1925) war Erna sehr oft hier im Haus. Aus seiner Sicht hatten sie ein Verhältnis miteinander. Oskar soll am Totenbett Erna als seine Frau bezeichnet haben und sie bedacht haben.

 

Am 25.11.1944 schrieb Werner an Elisabeth:

.. Besonders alarmierend ist der Bericht von Onkel Georg und Johann über die Vorsprachen der Erna Bock. Das ist eigentlich toll ! Entweder ist bei der Erna ein Radel locker geworden oder sie ist eine ganz üble scheinheilige Person vielleicht beides .. Ich sehe der Entwicklung mit großer Ruhe entgegen, da sie ja keinerlei Rechtsmittel in der Hand hat, im Gegenteil durch die von ihr unterschriebene Erklärung ausdrücklich darauf verzichtet hat. Ich vermute eher, daß sich irgendwelche neidigen und uns missgünstigen Leute eingemischt haben, ihr einerseits große Rosinen in den Kopf gesetzt haben, andererseits vielleicht selbst etwas zu profitieren bei dieser Gelegenheit erhoffen. Es hat mich schon damals ziemlich geärgert, dass sie den von Vater gezeichneten Brief durch den Posterer sowieso schreiben ließ - was geht denn diesen Menschen - die Geschichte an. Ob der nun vielleicht mit dahinter steckt.? Der schlechte Eindruck, den der Brief in der Verwandtschaft gemacht hat. war doch nicht wesenlos. In einer kühlen Beurteilung unserer Verpflichtung werde ich durch eine von Lottchen wiedergegebene Unterhaltung dieses Sommers bestärkt : Erna hat L. gegenüber erklärt: Vater und ich sind wie Mann und Frau, aber natürlich platonisch Es ist dies. was wir schon immer gesagt haben.

 

In einer Vereinbarung hat Erna auf ihre Ansprüche verzichtet und Werner und Elisabeth haben sich im Gegenzug verpflichtet für sie zu sorgen.