Das ist der Bau-Plan von 1890 (L 17m x B 13m x H 12m). Der Bauantrag fehlt leider. 1891 wurde das Haus, die so genannte Sommervilla gebaut. Einen feineren Plan soll es nicht gegeben haben, die Details wurden beim Bauen vor Ort festgelegt. Die unteren Bilder der Holzverzierungen kommen aus dem Treppenhaus. Auf dem Bauplan steht als Bauherr “Herren Gebrüder Baumann”. Diese Villa wurde als erste der späteren Villen gebaut (Wintervilla 1896, ehemalige Villa Mariahilfbergweg neben dem Krankenhaus 1897, Villa Philosophenweg 1903). Die Gebrüder hatten vermutlich ursprünglich vor dieses Haus gemeinsam zu nutzen. Genutzt wurde es von Georg I Baumann. Vielleicht wurde deshalb ein Vielzahl von Räumen (13) geplant, die aber sehr klein (so um 16-18qm) waren. Das Haus ist vergleichsweise zu den späteren eher klein, rund 140qm pro Stock.
Der Plan befindet sich im Bauamt, er stimmt grob mit der späteren Ausführung überein - insbesondere die äußere Ansicht wurde anders verwirklicht.
Die Fassade wurde es anders gebaut.
Pa nahm an, es handelt sich um Architekt Carl Müller mit Familie aus Nürnberg (es gibt ein weiteres Foto von den dreien vor dem halbfertigen Pavillon)
Es sind noch ein paar Rechnungen aus der Bauzeit vorhanden (Archiv Amberg):
- 144 Mark Zement Hoffmann&Hanemann (100 Sack)
- 169 Mark Zimmermeister Johann Ries (18 Türen)
- 4.712,17 Mark Maurerarbeiten (Putz- und Maurerarbeiten)
Überschrift “Kostenrechnung einer neuen Villa der Herren Gebrüder Baumann hier”
- 1.590 Mark Ofenfabrik (7 Öfen) Hofleiter
allerdings fehlen allerdings viele Gewerke wie Installation, Dach, Fenster, Innenausstattung usw.
Hoffmann&Hanemann:
sandten Ihnen für ihre werthe Rechnung und Gefahr durch die Bahn in Waggon A19312
90 Sack 90 Ctr schwarzen Cement ‘aM 1.30 117.-
10 Sack 10 Ctr Portland ? 2.70 27.-
Das gesamte Anwesen wurde Stück für Stück zusammengekauft. Das Flurstück 3028 wird in einer Aufstellung erwähnt. Darunter steht “mit Christian Baumann vereinbart”. Das ist auch ein starker
Hinweis, dass das Haus ursprünglich gemeinsam genutzt werden sollte. Entsprechend der Aufstellung wurde das Flurstück 2028 (5180 qm) vom Plan Raigering im November 1887 für 477 Mark und 1890 für
1100 Mark gekauft, das entspricht 21 Pfg/qm. Falls der Umrechnungsfaktor von 30 in Euro richtig wäre, ergäbe das 6.30 Euro/qm - das ist viel und wäre heute nicht mehr erreichbar. Vergleicht man
den Kaufpreis mit den Baukosten erscheinen die Grundstückspreise recht hoch gewesen zu sein.
Das erwähnte Grundstück Raigering Plan 2673 ist nicht Teil des Anwesens - die Lage ist mir nicht bekannt.
Auf der Auflistung sind noch Kulturarbeiten 1886 (Anpflanzungen, Laub- und Obstbäume bei Anrechnung des abgeforsteten Holzes) mit 550 Mark aufgeführt. Vielleicht sind das die Anpflanzungen im
Grundstück.
In der Liste taucht noch ein Brunnen auf (Dynamit 35.11 Mark!). Dies könnte der Brunnen mit Windrd sein.
Mein Vater vermutete dieses Foto zur Hauseinweihung (siehe Aufschrift). Es ist vom Gesangsverein “Erheiterung”. In der Mitte sitzt Prokurist Peter Baumann, neben ihm steht H. Senft.
Gebaut und entworfen hat doie Villa Baumeister Carl Müller. Es gibt noch eine Schale, die auf ihn hinweist. Die Schale hat keinen besonderen Wert (verzinnt), außer sie ist dekorativ. Inschrift: “Herrn Comerzienrath Gg Baumann zur silbernen Hochzeitsfeier gewidmet von Familie Carl Müller”. Das Hochzeitsdatum war sicher vor 1870 (der Geburt des ersten Kindes), also ca. 1894.
Dieses Foto stammt von 1897 (Im Album stand 1897, darüber geschrieben 1898), links außen ist Kommerzienrat Georg Baumann (55 jährig). Der Anlass ist unbekannt, alle trinken Sekt - vielleicht das 25 jährige Firmenbestehen ? Andererseits unwahrscheinlich, denn müßten die Gründer Brüder auf dem Foto sein. Es ist fotografiert auf der südlichen Terrasse:
Der Haupteingang befand sich auf der Terrasse, der heutige Eingang war der Dienstboteneingang. Man sieht oben noch das Geländer vom darüberliegenden Balkon
Der obere Stock waren wahrscheinlich der Schlaftrakt, während sich im unteren Stock die Gesellschaftsräume befanden.
Auffällig sind die bemalten Holzvertäfelungen, das spricht für einen Raum im Erdgeschoß.
Der Raum mit der Decke (Erdgechoß) ist als Erkerraum im Plan beschrieben.
Die Decke ist gemalt (keine wirkliche Holzarbeit!), aufgetaucht 2003 unter einer Nut- und Federbrett Konstruktion.
Beim Renovieren wurde eine Decke in einem Erkerraum abgewaschen, dabei kam die alte Bemalung zum Vorschein. Künstlerisch nicht besonders wertvoll, es war ja auch nur Dekoration.
Im Haus wurde erst 1961 eine Ölheizung eingebaut (Bauantrag 28.6.1960, Heizleistung 28.000 kcal/h, ca. 3000DM Prüfling) . Nicht ganz klar ist, ob vorher eine Zentralheizung, aber beheizt mit
Kohle, oder ob jedes Zimmer einzeln per Kachelofen beheizt wurde. Für die Zentralheizung spricht, dass der Heizungsraum ein Schüttfenster nach außen besitzt. Das ganze Haus muss nicht so
besonders warm gewesen sein, da die großen Treppenhäuser die warme Luft abgezogen haben.
Die Wände und Decken des unteren Stocks waren bemalt mit Bildern, die nach den Erzählungen meines Vater dem Stil von Pompeji nachempfunden waren. Kurios war ein Wasserhahn, mit darunter gemalten
Waschbecken. Die Bemalungen sind nicht mehr sichtbar.
(Zitat ”In den Jahren 1893 - 1901, in denen Giulio de Petra die Arbeiten in Pompeji leitete, wurden die ertragreichsten Grabungskampagnen unternommen und das
heute wohl berühmteste Haus in Pompeji, das Haus der Vettier, anschließend das Haus des Marcus Lucretius Fronto und die Mysterienvilla ausgegraben.”. Vielleicht hat das die Zeitmode
beeinflusst.)
Leider gibt es fast keine Fotos zu dieser Bemalung. In einem Weihnachtsfoto von 1929 kann man im Hintergrund eine Wand mit einem Fenster sehen. Der Boden ist gefliest mit den typischen Fliesen. Es scheint kalt zu sein, Elisabeth trägt eine Pelzoberteil, am Tisch steht ein Punch mit Tassen.
Die Villa hatte nach den Plänen keinen Erker in Richtung Osten gehabt. Mir wurde erzählt, daß dieser Erker angebaut wurde, um ein Krankenzimmer einzurichten (das müsste für Georg Baumann +1913 gewesen sein), da er nicht im Krankenhaus liegen wollte. Das Bild dürfte von 1914 stammen (Elsa mit Freundin Frau Köhler). Der Anbau ist heute nicht mehr vorhanden.
Die Adresse war ursprünglich Mariahilfbergweg 9 (1948). In einem Brief von 1950 wurde es dann durchgestrichen und durch Bergauffahrt 4 ersetzt. 1920 stand das Haus noch weit weg von der
Bebauung.
So sah das Haus 1950 aus. Man sieht wie der Wald inzwischen weiter gewachsen ist. Vorn der Weg ist die Jahnstrasse, am Strommast geht die Bergauffahrt hoch.
Auf der Terasse stand ein Häuschen. Das Dach des Häuschen konnte man öffnen und damit war die Sonne frei. Gleichzeitig war das Häuschen auf Rädern und damit drehbar für die Sonnenrichtung. Das
Häuschen kam später in den Wald zur Grotte und wurde dort als Puppenhäuschen von uns Kindern benutzt. Inzwischen ist es verfallen.
Das Bild kommt von 1942. Oskar hat wegen seiner Gicht immer einen Stock dabei. Er schaut eher griesgrämmig, wahrscheinlich quält ihn der Schmerz der Gicht. Neben ihm sitzt Erna. Lotte und Werner
haben gerade ihre Tochter Irene bekommen.
Beim Häuschen konnte man auch die Seiten abnehmen, vorne sieht man ein Scharnier und eine umgeklappte Frontseite. Innen hängen sogar 2 Lampen, also wurde es wohl auch abends benutzt. Am Dach
sieht man noch den Mechanismus mit dem das Dach hochgeklappt wurde.
Das Haus musste 1954 renoviert werden, da das Dach baufällig geworden war. (Baugenehmigung 19.5.54, Baubeginn 31.8.54, Baufertigstellung 25.10.55 - Baukosten geschätzt 20.000 DM - Architekt E.Gräf). Das ganze Dach wurde dabei aus Kostengründen in ein Walmdach verändert. Außerdem war der Dach-Stock schlecht benutzbar, da die Fensterbrüstungen aus optischen Gründen sehr hoch waren - sprich man musste über ein paar Stufen zum Fenster hochsteigen.
Heute sieht die Ansicht ungefähr so aus, bei ungefähr gleicher Position wie das obige Farbbild (das Walmdach ist praktisch und haltbar, aber ...). Ein Architekt hat es als verwundeten Baukörper bezeichnet.
Direkt vor der Villa befand sich ein Springbrunnen. Man sieht noch das Wasser, das in der Mitte hochspritzt. An der Düse war ein kleiner Hebel, mit dem man das Wasser absperren konnte. Ich habe noch in dem Becken gespielt, natürlich war dann der Wasserzulauf inzwischen durch einen Wasserschlauch abgelöst worden. Bild 1913: links vielleicht Julie Helwig mit Wolfgang, rechts Werner Baumann mit Elsa (die vielleicht wieder schwanger war..). Heute bestehen noch die Steine, das Wasserrohr wurde abgetrennt.
Der Strom wurde ursprünglich durch eigene Strommasten von der Firma hergeleitet. Um das Haus befand sich noch kein Wald, sondern Ödland. Der Wald wurde damals gezielt, zumindest teilweise, da man eine Ordnung der Bäume sieht, angepflanzt. Hinter dem Haus, etwa 100m entfernt, befand sich ein Brunnen mit Windrad, von dem aus das Wasser in einen Speicher gepumpt wurde. Der Speicher (vor dem Pavillon) war höher als das Haus und damit stand genug Wasserdruck zur Verfügung. Im Archiv ist die Rechnung des Windmotorenherstellers aufgetaucht:
10. Juli 1894 Nachdem die mir freundl. bestellte Windmotoranlage Ihnen geliefert und im Betrieb übergeben worden ist, erlaube ich mir ihnen einliegend ergebenst die Rechnung zu überhändigen, für
deren Betrag von 1536 Mark Sie mich gifl.? lt. Vereinbarung erkennen wollen.
Sie zahlten meinem Monteur pro Tag M. 6, derselbe bekommt jedoch per Tag Mark 8, wie Ihnen auch in meinem Briefe v 25/5. geschrieben. Derselbe hat 2 Reise- + 9 Arbeitstage = 11 Tage à 2
Mark ist Mark 22, welche also zu meinen Gunsten verbleiben.
Ich empfehle mich Ihnen Hochachtungsvoll Carl Reiss
Das Haus wurde 1891 gebaut - das Windrad jedoch erste 1894 aufgestellt. Ein Foto des Windrads gibt es nicht. Wie wurde in diesen 3 Jahren das Haus mit Wasser versorgt ? Vielleicht wurde das
Wasser per Tank auf der Kutsche in das Haus gebracht.
Wie lange das Windrad in Betrieb war, ist nicht mehr bekannt. Mein Vater hat mir erzählt, dass die Stelle per Wünschelrutengänger gesucht wurde. Der Brunnen ist jedoch später versandet ist. Das
Wasser wurde später vom Stadtnetz in den Speicher gefördert. Später wurde dann das Wasser direkt ins Haus geleitet. 1970 war der Mast des Windrads noch zu sehen, aber bereits völlig im Wald
eingewachsen.
Ich habe als Kind noch den Turm (aber ohne Windrad) mit dem
Pumpenhäuschen gesehen. Um 1995 gab es einen großen Sturm und ein Baum fällte den Turm. Heute sind nur noch Reste vorhanden.
Das Abwasser ist weniger attraktiv. Meine Mutter erzählt, daß nach dem 2.Weltkrieg bei der Belegung durch die vielen Flüchtlinge, die Abwasserentsorgung einen Riesenproblem war. Es gab Sickergruben, die sich im lehmigen Untergrund immer wieder zusetzten.